Landstück

Gedanken zur Woche

Salzgeber & Co. Medien GmbH – Film aktuell im Kino – http://www.landstueck.de/

Landstück
11.03.2016 - 06:35
27.12.2015
Pfarrer Jörg Machel

Wer die Landschaft der Toskana mag, der wird sich auch für die Uckermark im Nordosten Berlins begeistern können. Hügelige Felder, darüber ein weiter Himmel und in der Nacht ein Sternenzelt, so klar, dass es selbst auf der Filmleinwand noch umwerfend schön ist. Ein wahres Gottesgeschenk! Wem aber gehört dieses Geschenk?

 

Letzte Woche lief der Dokumentarfilm „Landstück“ in einigen Programmkinos an. Ein stiller Film mit wunderschönen Bildern und zurückhaltenden Kommentaren. Die aber haben es in sich. Sie führen vor Augen wie bedroht diese Landschaft ist, wie sehr die Existenz von Menschen aufs Spiel gesetzt wird durch die Art und Weise mit der anvertrauten Natur umzugehen.

 

Der Filmemacher Volker Koepp lässt Menschen erzählen wie die Landschaft der Uckermark nach der Wende verhökert wurde. Die riesigen Ackerflächen eignen sich bestens, die landwirtschaftliche Produktion immer mehr von der Natur abzukoppeln. Was dabei auf der Strecke bleibt, zeigt der Film in ruhigen Bildern: Eine unschätzbare Vielfalt von Gräsern und Tieren. Sie kann nicht bestehen in Monokulturen und bei dauerhaftem Pestizideinsatz. Auch die Besiedlung des Landes ändert sich. Der Film zeigt alte Uckermärker, die ohne Kinder und Enkel zurückbleiben, weil moderne Landwirtschaft schon mit wenigen Arbeitskräften auskommt.

 

Ein Hühnermastbetrieb ist zu sehen, propper steht er mitten in anmutiger Landschaft. Menschen sieht man keine. Aber man erfährt, dass die Tiere mit Sojafutter aus Südamerika gemästet werden. So kommen Brustfleisch und Keulen zu Spottpreisen in die Regale der europäischen Ladenketten. Mit dem in Industrieländern unverkäuflichen Rest wird der afrikanische Markt überschwemmt und macht dort die Landwirtschaft kaputt. Die Bauern in Afrika verarmen, verkaufen ihren Acker an chinesische Konzerne, und die produzieren dann genau so wie die Großbetriebe in der Uckermark.

Darf man sich die Erde einfach kaufen? Die Bibel gibt eine einfache Antwort: Gott hat sie Adam und Eva anvertraut, und das heißt: Alle Menschen dieser Erde haben sie geerbt, damit sie von den Reichtümern des Landes leben können.

 

Mit diesem Bild meiner Kinderbibel bin ich groß geworden und deshalb habe ich nie verstanden, wie jemand die Ressourcen der Erde als sein Eigentum betrachten kann. Ich habe nie begriffen wie jemand sagen kann:

„Das Erdöl unter meinem Acker gehört mir. Das Wasser, das aus der Quelle auf meinem Land entspringt, gehört mir. Ich darf den Regenwald für ein paar ertragreiche Jahrzehnte zu einer Rinderweide machen, denn er gehört mir.“

Gegenden, in denen sich Bodenschätze finden lassen, sind potentielle Kampfgebiete. Flussverläufe lösen Kriege aus, und die Erdölvorkommen sind ein Hauptgrund für die Katastrophen im Nahen Osten.

 

In dem Film von Volker Koepp sieht man den Roten Milan über den frisch abgeernteten Feldern nach Beute Ausschau halten. Ökobauern aus der Region erzählen von ihrer Art zu wirtschaften. Sie schwärmen von den Möglichkeiten, mit moderner Technik ohne Chemie auszukommen und trotzdem wirtschaftlich zu produzieren.

 

Erst als ich das Kino schon eine Weile hinter mir gelassen hatte begriff ich, dass ich in dem Film über die Uckermark mehr über die Fluchtbewegung Richtung Europa erfahren habe, als in den meisten Diskussionen der letzten Wochen und Monate.

 

Wem die Schätze auf dem Planeten Erde gehören und welche Regeln nötig sind, damit jeder in seiner Heimat davon leben kann – diese Frage beschäftigt mich. Darüber können Sie mit mir reden. Bis acht Uhr erreichen Sie mich unter der Nummer 030 325 321 344. Noch einmal 030 für Berlin und dann 325 321 344. Oder diskutieren Sie mit auf Facebook unter: „deutschlandradio.evangelisch“.

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27.12.2015
Pfarrer Jörg Machel