Großeltern

Morgenandacht
Großeltern
28.07.2018 - 06:35
20.06.2018
Lucie Panzer
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Ich bin Großmutter geworden. Inzwischen habe ich schon 4 Enkelkinder. Ich will ehrlich sein – als ich gehört habe: „Du wirst Großmutter“, da war ich erstmal erschrocken. „So alt?“ habe ich gedacht. „Bin ich wirklich schon so alt?“

 

Aber wenn ich jetzt mit den Enkeln unterwegs bin, dann freue ich mich, wenn sie „Oma!“ rufen. Und wenn wir auf dem Spielplatz miteinander rutschen oder Fußball spielen, dann denke ich: So alt bin ich ja nun doch noch nicht. Eigentlich geht das doch noch ganz gut und macht Spaß…

 

Wir Omas und Opas sind alt für die, die nach uns kommen. Die Haare sind grau, wir haben Falten, die Arthrose plagt einen oder der graue Star. Und klar, manche werden auch ernstlich krank und müssen sich pflegen oder sogar pflegen lassen. Aber heißt das alles, das wir nicht mehr mitreden dürfen? Nichts mehr weitergeben von unseren Erfahrungen?

 

Ich würde mich da gern an einen Rat halten, der Martin Luther zugeschrieben wird. Er heißt: „Und wenn morgen die Welt unterginge, ich würde doch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“. Ich finde, eigentlich ist es egal, ob Luther das gesagt hat oder nicht. Mich erinnert dieser Rat: Der Herbst ist die Jahreszeit zum Pflanzen. Auch der Herbst des Lebens. Bäume pflanzt man im Herbst. Und Bäume pflanzt man nicht für sich selbst. Es dauert ja viele Jahre, bis so ein frisch gepflanztes Bäumchen Früchte trägt. Bäume pflanzt man im Herbst für die Jungen, die nach uns kommen. Ich glaube, jetzt ist die richtige Zeit dafür: Sich einsetzen für die, die jetzt jung sind. Damit sie Lebensmöglichkeiten haben und genug gesundes Wasser, gesunde Luft, damit sie gesunde Früchte ernten und davon leben können.

 

Großeltern unterstützen ihre Kinder und Enkel. Sie versuchen, die Jungen zu entlasten, als Babysitter. Als Anlaufstelle für die Enkel, wenn die Eltern arbeiten und wenig Zeit haben. Das ist toll und hilft denen, die „immer hart an der Grenze zum burnout“ sind – So habe ich die Situation heutiger Eltern neulich beschrieben gefunden.

 

Ich glaube, Großeltern können noch mehr tun. Zum Beispiel den Enkeln erzählen, was sie in ihrem Leben getragen und ermutigt hat. Es gibt ein Bilderbuch, „Opas Engel“ heißt es.(1) Das schildert, wie ein Großvater seinem Enkel aus seinem Leben erzählt. Wie ihm als Kind der große Hund nichts getan hat, vor dem er sich so gefürchtet hat. Wie er die Not des Krieges wunderbarerweise überstanden hat. Wie das Mädchen, das er so mochte, plötzlich seine Hand genommen hat. Wie jetzt die Urlaube mit dem Enkel so schön sind und wie auch der Enkel beschützt wurde beim Schwimmen im Meer. Für den Opa war es immer ein Engel, der die Dinge gefügt und ihn behütet hat. Das erzählt er seinem Enkel – genau so. Auf den letzten Bildern im Bilderbuch sieht man, wie der Enkel heimgeht. Und ein Engel, dem von Opa ganz ähnlich, hüpft neben ihm her.

Ich glaube, das können wir Opas und Omas tun: Erzählen, wie es uns gegangen ist. Ungeniert und ehrlich. Erzählen, wie Gott uns beigestanden hat. Damit die Enkel wissen, worauf sie hoffen können. Alles andere wird Gott tun.

 

Das scheint mir überhaupt wichtig: Dass wir Älteren niemandem unsere Ansichten aufdrängen. Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Sie müssen entscheiden, wie sie leben wollen. Und ihre Zukunft wird anders sein als unsere Vergangenheit. Aber erzählen wie es da war, Erfahrungen weitergeben: Ich finde das sollten wir schon tun. Was sie dann damit anfangen – das allerdings müssen wir ihnen überlassen. Und Gott, der eine gute Zukunft für seine Welt will.

 

Wir Großmütter und Großväter haben jetzt Zeit dafür, Bäumchen zu pflanzen und zu pflegen. Im Kinderzimmer. Auf dem Spielplatz. Am Küchentisch. Aber auch in der Politik oder in der Kirche. Beim Umweltschutz. Wir können Rat geben und Mut machen. Wir können von dem reden, worauf wir uns verlassen und woran wir glauben. Weitergeben mit Rat und Tat, was uns nährt und erfrischt in unserem Leben.

 

Wenn morgen die Welt unterginge, ich würde doch noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Mir scheint: Jetzt im Herbst des Lebens ist die richtige Zeit dazu.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

(1) Jutta Bauer, Opas Engel, Carlsen Verlag 2001

 

20.06.2018
Lucie Panzer