Von Jack the Ripper zu Jesus

Wort zum Sonntag
Von Jack the Ripper zu Jesus
19.03.2016 - 10:00
11.01.2016
Antje Borchers

Über die Sendung:

Gerald Hagemann denkt sich furchtbare Morde aus – für seine Kriminalromane, von denen viele im alten London spielen. Dann hat er eine Kinderbibel geschrieben und etwas über den christlichen Glauben gelernt. Antje Borchers stellt ihn für die evangelische Kirche vor.

 

Sendung zum Nachlesen:

Vom alten London in das Israel der Bibel

Gerald Hagemann hat viele Talente: Der Goldschmied stellt Requisiten für Zauberer her. Der Kenner von London veranstaltet Touren zu Kriminalschauplätzen von Scotland Yard bis Jack the Ripper. Und der Autor schickt – unter seinem Pseudonym Robert C. Marley – die Leser seiner Kriminalromane immer wieder in die Vergangenheit, zu den Mordermittlungen von Scotland Yard. Das Unheimliche und Mysteriöse verbindet seine Arbeitsbereiche. Und dann schreibt dieser Mann ausgerechnet eine Kinderbibel. Wie kam es dazu?

 

Gerald Hagemann:

„Ein Verlag hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, eine Kinderbibel zu schreiben. Und ich sagte spontan erst mal ja. Meiner Frau, die Religionslehrerin ist, hat mich hinterher angeguckt und gesagt: „Wie willst du denn das machen?“ Denn... im Familienkreis gelte ich nicht unbedingt als der Vorzeige-Christ. Ich sehe mich als Christ, aber ich gehe eben nicht jeden Sonntag in die Kirche.

Und warum sollte ich mich nicht mit der Bibel gut genug auskennen, um eine Kinderbibel zu verfassen!? Vor allen Dingen mag ich gerne Kinder. Und so habe ich dann selber wieder in der Bibel gelesen, habe – Gott sei Dank – ja eben auch die Religionslehrerin als Frau, die mir dann sehr geholfen hat.“

 

Und was hat Ihnen bei der Kinderbibel besonders großen Spaß gemacht?

 

Gerald Hagemann:

„Das Schreiben hat mir ja ohnehin Spaß gemacht. Besonders großartig fand ich: Als ich die Bibel gelesen hatte, stellte ich fest – was mir im Grunde ja auch schon immer klar gewesen ist –, dass die Werte, die die Bibel vermittelt, auch meine sind.“

 

„Geben macht glücklich“

Welche zum Beispiel?

 

Gerald Hagemann:

„Mit anderen teilen! Von Jesus wird die Geschichte mit den Broten und den Fischen erzählt. Ich habe vergessen, wie viele Brote und wie viele Fische es waren. Für mich ist nur wichtig, dass er was geteilt hat, und es hat gereicht. Weil man eben feststellt, wenn man etwas mit jemandem teilt – das muss nicht unbedingt Hab und Gut sein: Man hat selber auch immer was davon! Es wird nie weniger, weil es einen selbst eben auch bereichert. Ich persönlich finde, Geben macht glücklich, Geben ist fast schon egoistisch, weil es eben glücklich macht. Zu sehen, wie sich der andere freut.“

 

Die Deutschen lieben Krimis. Dabei geht es meistens um schwere Kost: Mord und Tod. Was fasziniert so an Krimis?

 

Gerald Hagemann:

„Für mich selber ist es die Faszination des Bösen, glaube ich: Warum tut ein Mensch einem anderen Menschen Leid an, warum bringen sich Menschen gegenseitig um? Man muss ja mit diesen Schrecken leben. Es passieren genug Verbrechen in der wirklichen Welt, warum denkt man sich noch welche aus? Ich glaube, es hat eine therapeutische Wirkung, einen Krimi zu lesen: Man taucht in eine Geschichte ab, in der etwas Furchtbares passiert, aber da der Täter in der Regel am Ende der Geschichte gefasst wird, bestraft wird, geht es uns auch wieder gut, denn die Normalität ist wiederhergestellt. Gerechtigkeit ist wiederhergestellt – im weitesten Sinne, denn die gestorbenen Menschen können wir nicht wieder lebendig machen. – Ich glaube, der Krimi ist eine gute Möglichkeit mit dem Tod umzugehen.“

 

Weisheiten beim Krimischreiben

In Psalm 90 in der Bibel steht: „Gott lehre uns bedenken, dass  wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!“ Dieses „Bedenken, dass wir sterben müssen“, macht ein Krimiautor dauernd. Sind Sie klüger geworden beim Krimi-Schreiben? Haben Sie was gelernt?

 

Gerald Hagemann:

„Ich weiß nicht, ob ich direkt was draus gelernt habe. Aber wenn es eine Weisheit gibt, die man daraus ziehen kann, ist es die: Das Leben ist eben endlich und man muss im Hier und Jetzt Dinge tun. Man kann nicht später auf dem Sterbebett liegen und sagen, hätte ich doch mal weniger gearbeitet, wäre ich doch mal netter zu den Leuten gewesen.“

 

Das Leben kann morgen zu Ende sein. Darum folge ich dem Krimiautor Gerald Hagemann und seinem Rat, der ebenso gut in der Bibel stehen könnte: Ich muss heute und nicht übermorgen freundlich sein und mich und meinen Nächsten lieben wie mich selbst.

11.01.2016
Antje Borchers