Der Tag der Genugtuung

Wort zum Tage
Der Tag der Genugtuung
Wort zum Tage mit Pfarrer Michael Becker
24.09.2019 - 06:20
29.08.2019
Michael Becker
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Hinterher will es niemand gewesen sein. Wie im Film, der heute Geburtstag hat: „Rosen für den Staatsanwalt“. Mit Martin Held und Walter Giller. Vor sechzig Jahren kam er in die Kinos. Walter Giller spielt, kurz nach dem Krieg, ein armes Würstchen, das unter freiem Himmel Krawatten verkauft. Plötzlich erkennt er den Staatsanwalt, der ihn im Dritten Reich verurteilt hat. Weil er Schokolade geklaut haben soll, aus lauter Hunger. Wehrkraftzersetzung hieß das damals. Der Staatanwalt verurteilt ihn - zum Tode. Der Verurteilte kann aber fliehen. Ein paar Jahre später erkennt er den Staatsanwalt wieder. Der Film ist bissig, lustig und sehr wahr. Am Ende entlarvt sich der Staatsanwalt selber.

Hinterher will es immer niemand gewesen sein. Ob (ein) Politiker auf Ibiza das Recht bricht oder jemand Geld zur Seite schafft, das ihm nicht gehört - kommt man ihnen auf die Schliche, war alles ein Missverständnis. Oder, noch schlimmer, die Täter sagen uns, sie waren keine Täter. Sie waren das eigentliche Opfer. Es gibt eine Fülle von Ausreden, wenn man nicht schuldig sein will. Andere waren Schuld, oder die Umstände, man war abgelenkt oder hatte nicht nachgedacht. Irgendwas ist immer, das der Entschuldigung dienen soll. Damit lebt es sich gut, glauben die Täter. Und irren sich. Mit Schuld lebt es sich nicht gut. Man lebt damit, ja. Aber es lastet auf der Seele. Man kann gar nicht so viele Ausreden erfinden, damit das Gewissen damit leben kann. Wir meinen vielleicht, die Täter lebten in Frieden, aber das stimmt nicht. In ihnen ist kein Friede. Sie quälen sich. Und das ist gut so.

Keiner darf davonkommen, der Menschen Leid antut oder das Recht bricht. Eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht. Das verspricht Gott, sagt die Bibel (Lukas 12,2). Leider muss man oft lange warten auf das Licht. Vielleicht sogar bis zum Jüngsten Tag. Aber spätestens dann kommt die Wahrheit ans Licht. Es wird niemand davonkommen. Die Welt ist nicht schlüssig und gerecht. Darum verspricht Gott, dass es den Tag geben wird, an dem alle Wahrheit ans Licht kommt. Bald oder demnächst. Viele, die Unrecht erleiden, sehnen sich danach. Es wird ihr Tag der Genugtuung.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

29.08.2019
Michael Becker