Die dritte Kerze: Freude

Wort zum Tage

Gemeinfrei via pixabay/ Myriams Fotos

Die dritte Kerze: Freude
mit Marianne Ludwig
02.12.2021 - 06:20
28.11.2021
Marianne Ludwig
Sendung zum Nachhören
Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage! 
Sendung zum Nachlesen

Zu meinem Adventskranz gehören vier Kerzen.
Die Zahl Vier hat in der Bibel eine symbolische Bedeutung: In vier Himmelsrichtungen erstreckt sich die ganze Erde, in vier Evangelien wird im Neuen Testament die ganze Geschichte von Jesus erzählt. Die Zahl Vier deutet an: Etwas ist ganz und vollkommen, auch wenn man das nur ahnen kann.

So bereiten auch vier Kerzen dieses geheimnisvolle Fest vor, das sich jetzt ankündigt. Wer begreifen möchte, worum es da geht, begibt sich in eine Welt der Symbole, der Bilder, der Musik, der Tradition.  Jede der vier Kerzen hat eine eigene Bedeutung. Die ersten beiden Kerzen leuchten für die Hoffnung und den Frieden. Heute soll es um die dritte gehen und sie gilt der Freude im Advent. Freude, weil ein Fest naht und hoffentlich ein Wiedersehen mit lieben Menschen. Vor allem aber wirkt Freude ansteckend und selbst dann, wenn es gerade wenig Grund zum Jubel gibt. So kann sie helfen, neuen Mut zu schöpfen.

 

Genau diese Erfahrung spiegelt sich in einem Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde in Philippi geschrieben hat. Er hatte diese Gemeinde auf einer seiner vielen Reisen gegründet. Nun mussten die Christinnen und Christen dort selbst zusehen, wie sie ihren Glauben leben sollten. Die Situation ist schwierig. Aber Paulus weiß Rat. „Freut Euch“, schreibt er, „Und noch einmal sage ich: Freut Euch! Und sorgt Euch um nichts. Gott ist nahe.“ (Philipper 4, 4). Erstaunlich, dass Paulus Freude ins Spiel bringt. Denn als er diesen Brief schreibt, sitzt er selbst im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess; sogar ein Todesurteil ist möglich. Wer würde sich da nicht an jeden Hoffnungs-Strohhalm klammern.

Aber über diesen Punkt ist Paulus offenbar schon hinweg. Denn noch wichtiger für ihn ist die Gewissheit: Nichts kann ihn von seinen geliebten Menschen in Philippi trennen - und sei die Mauer seines Gefängnisses noch so hoch. Was er an Liebe unter den Menschen in Philippi gesät hat, wird aufgehen. Denn Gott selbst kümmert sich um die Saat. „Gott ist nahe.“ Das ist das einzige, was zählt; und das erfüllt ihn mit Freude.

 

Ja, Freude wächst, wenn man sie teilt; und sie keimt selbst unter widrigsten Bedingungen.  Vor allem, wenn die Saat der Liebe gut umsorgt wird. Genau das verspricht der Advent mit der dritten Kerze: „Gott ist nahe“.

Es gilt das gesprochene Wort.

28.11.2021
Marianne Ludwig