Die Frauen von morgen

Wort zum Tage
Die Frauen von morgen
07.03.2015 - 06:23
30.03.2015
Pfarrerin Christina-Maria Bammel

Sie lächelt unbeschwert in die Kamera. Es war eine wunderbare Wahl, sagte im Dezember der anglikanische Erzbischof Justin Welby. Gewählt wurde die erste anglikanische Bischöfin in der Geschichte der Kirche von England. Libby Lane, schon seit über 20 Jahren Pastorin, jetzt die neue Bischöfin von Stockport, hatte mit ihrer Wahl über die Grenzen Englands ein Zeichen gesetzt. Ja, es gibt bereits seit Langem anglikanische Bischöfinnen in den USA, in Australien und Indien. Aber im Königreich tat man sich schwer mit diesem Schritt. Jetzt wär´ es verschwendete Zeit, verbittert darüber zu sein, dass es so lange dauern musste. Und Es wäre Zeitverschwendung, sich darüber zu ärgern, dass es noch immer Stimmen gibt, die selbst während der Segnung von Libby Lane ein Nein gegen die Frauen in diesem Amt ausriefen. Es ist eher Zeit dafür, mit Mut und Humor – von beidem hat Libby Lane jede Menge – den Menschen zu dienen, die sie brauchen. Nun ist Alltag für die Bischöfin Lane: Sie hat alle Hände voll zu tun und meint: „Ich kann nur sein, wer und was ich bin. Ich werde nicht alle Erwartungen erfüllen können, aber mich verlassen auf das, was Gott versprochen hat.“

 

Morgen spielt in vielen Ländern das, was Frauen vor allem in den letzten hundert Jahren erreicht haben, eine besondere Rolle. Der Weltfrauentag steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Lass es geschehen – heute für morgen Zeichen setzen.“ Seit biblischen Zeiten haben Frauen Zeichen gesetzt. Und leider ist in der christlichen Überlieferung viel zu oft versucht worden, diese Zeichen und die Frauen dahinter klein zu reden.  Mit angeblich göttlichem Gesetz hat man ihnen Rollenbilder und Erwartungen übergestülpt, die ihnen oft genug die Luft zum Atmen und die Kraft für die eigenen Worte nahmen. Ich denke zum Beispiel an Junia, eine berühmte Apostelin in der frühen Zeit der ersten Christen. Sie muss herausragend gewesen sein als Mitarbeiterin des Apostels Paulus. Aber in der mittelalterlichen Kirche durfte nicht sein, was als unmöglich gesetzt war. Also wurde in den Übersetzungen aus dem Frauen- ein Männername: Junias. Heute ist längst nachgewiesen, es gab mehrere so kluge und mutige Frauen wie Junia, die Männern wie Paulus auf Augenhöhe begegneten. Warum auch nicht! Elisabeth Selbert, eine der vier "Mütter des Grundgesetzes",  hat einmal gesagt:  Es ist eine grundlegender Irrtum, bei der Gleichberechtigung von Gleichheit auszugehen. Die Gleichberechtigung baut auf der Gleichwertigkeit auf, die Andersartigkeit anerkennt." Frauen, die leiten, mit Humor, Mut und Phantasie – sie lassen es geschehen – und setzen Zeichen für morgen –auf der ganzen Welt und in allen Religionen.

30.03.2015
Pfarrerin Christina-Maria Bammel