Engel

Wort zum Tage

Gemeinfrei via unsplash/ Domink Lange

Engel
mit Pfarrerin Kathrin Oxen
26.01.2022 - 06:20
11.01.2022
Kathrin Oxen
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„Wir werden nie vergessen, was sie für unsere Familie getan haben“. In einem Berliner Krankenhaus haben sich die Pflegekräfte eine Mail mit diesem Satz in ihrem Dienstzimmer aufgehängt. Vor einiger Zeit beschrieb eine Reportage die Erfahrungen des sogenannten „medizinischen Personals“ während der Corona-Pandemie. Es ging nicht nur um die drückende Arbeitslast und riesige Verantwortung, die Krankenschwestern, Pfleger, Ärztinnen und Ärzte zu tragen haben. Oder darum, dass viele von ihnen sich mit dem Gedanken tragen, ihren Beruf aufzugeben. Sondern es ging auch um die Menschen, für die sie da sind und deren individuelles Schicksal sie trotz aller Professionalität bewegt.

 

In der Pandemie ist klar geworden, was „das medizinische Personal“ leistet. Endlich, möchte ich sagen. Denn der allgemeine Begriff wird ja gerne verwendet, aber er verdeckt, was da wirklich geschieht: Ein anderer Mensch kümmert sich um mich, pflegt und behandelt mich, hilft mir in Hilflosigkeit und Schwäche. Kann das alles aushalten und hat, wenn es gut geht, auch noch ein wenig Zeit für ein paar aufmunternde Worte oder eine schöne Geste. Ist für mich da und wird mir zu einem Engel besonderer Art.

 

„Wir werden nie vergessen, was sie für unsere Familie getan haben“ - auch ohne Pandemie könnten diesen Satz viele von uns sagen. Wer sich schon einmal um einen lieben Menschen im Krankenhaus gesorgt hat, weiß, wie wichtig die Zuwendung derer ist, die dort arbeiten. Nicht nur für die Patienten, sondern ebenso für die Angehörigen. Man wird manchmal ganz schwach vor Dankbarkeit, dass es tatsächlich Menschen gibt, die früh und spät und über viele Jahre diese Arbeit tun. Die im Zimmer sind, wenn der Arzt wieder gegangen ist, und noch ein gutes Wort haben.

Das gilt besonders an der Grenze des Lebens. Ich habe das als Angehörige schon erlebt, einen Arzt, der mir mitteilen musste, dass leider nichts mehr zu machen ist. Er hat sich Zeit genommen dafür, er konnte mir trotzdem sagen, was wir jetzt noch tun können und hat dafür gesorgt, dass es geschieht. Ein ruhiger, ernster und ein bisschen müder Engel war das, wahrscheinlich am Ende einer langen Schicht. Ich habe ihm nicht einmal richtig gedankt. Aber ich werde ihn nicht vergessen.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

11.01.2022
Kathrin Oxen