Gut schütteln!

Wort zum Tage
Gut schütteln!
28.03.2017 - 06:20
27.03.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel

Wer auf dem Land lebt oder sich mit Landwirtschaft auskennt, weiß vielleicht noch vom Rupertitag. Der ist heute. Obstbauern schütteln an diesem Tag die Bäume, heißt es, um sie von Raupen zu befreien. Ich stelle mir vor, wie beim Schütteln die winterstarren Wesen von den Ästen rutschen. Und der Obstbaum ist befreit von den gefräßigen Kriechern! Das Schütteln ist nicht nur gut für Obstbäume. Sondern auch für Menschen. Die Sängerin Taylor Swift beispielsweise singt davon, wie befreiend das Sich-Schütteln sein kann. Üble Gedanken oder verletzende Worte: das alles kann von mir abfallen, wenn ich mich erstmal richtig zu schütteln beginne. Um es kurz zu machen, singt Taylor Swift: Shake it off! Dazu erfindet sie in ihren Videoclips einen Schüttel-Tanz: Warum das, was dich belastet, weiter schleppen, shake it! Sich auch mal schütteln – einen aufkommenden Ärger nicht mitnehmen schon gar nicht weiterreichen. Einmal schütteln, und sich frei machen von der unfreundlichen Bemerkung des Kollegen, die ich leider viel zu deutlich gehört habe. Shake it – und der Albtraum der Nacht oder die Sorgen des Vortages fallen ab. Geht das? Manchmal schon. Und als Übung oder sogar als Haltung ist es bestimmt hilfreich. Jedenfalls muss das auch den Männern und Frauen aufgegangen sein, die vor 2000 Jahren mit Jesus unterwegs waren. Jesus, der Wanderprediger, weist sie an: Wo ihr unterwegs seid und Rast macht, bittet jemanden um Gastfreundschaft. Und zeigt euch dankbar, wenn man sie euch gewährt. Wo man euch aber nicht aufnimmt, da schüttelt den Staub von euern Füßen und geht weiter. Wer den Staub abschüttelt, setzt einen Strich unter Unfreundlichkeit und Ablehnung. Mag sein, dass der eine oder andere damals in dieser Überlieferung von den wandernden Jüngern noch einen anderen Unterton hörte: Vor wessen Tür die Jünger den Staub abschüttelten, dem gaben sie auch zu verstehen: Kein Segen mehr auf diesem Haus! Ganz so einfach ist das zum Glück nicht: Als ob Menschen, die ja Boten der guten Nachricht von Gott sein wollen, über den Segen einfach verfügen und ihn wegnehmen könnten. Es war wohl nicht in Jesu Sinn, dass die Jünger mit dieser Schüttelgeste den Menschen drohen. Nach dem Motto: Ihr habt die gute Nachricht nicht in euer Haus gelassen? Das wird bestraft. Gott wird euch dafür auch nicht in sein Haus lassen. Nein, Gottes gute Nachricht verträgt sich nicht mit Drohungen. Aber den Männern und Frauen um Jesus herum selbst wird es gutgetan haben, sich zu schütteln und den Staub loszuwerden. Es wird sie gestärkt haben auf manchen mühsamen Wegen. Zurückweisung hatten sie oft genug erfahren. Aber bevor die sich wie ein Staubfilm über die Seele legt, geht weiter. Sagt Jesus. Ihr müsst ihn nicht einatmen, diesen Staub. Ihn nicht mit euch herumschleppen, bis er womöglich verkrustet und sich einwächst. Ablehnende Worte, unfreundliche Gesten können an uns nagen. Sie sollen sich aber nicht (hin)einfressen in unsere Seelenhaut. Eine gute Übung dagegen: Hin und wieder Schütteln -shake it off! Und die Seele kann wieder (frei) atmen.

27.03.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel