hoffnungsvoll

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Mel Elías

hoffnungsvoll
von Kathrin Oxen
02.12.2022 - 06:20
01.08.2022
Kathrin Oxen
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Zum Advent gehören schwangere Frauen. Als ein Engel zu Maria kommt, kündigt er ihr an, dass sie ein Kind erwarten wird. Er hat ihr auch von Elisabeth erzählt. Eine Verwandte von Maria, ihre Cousine. Ihr Schicksal war immer mal wieder Gesprächsthema in der Familie geworden. Elisabeth und Zacharias, nein, da gibt es nichts Neues. Die werden wohl keine Kinder mehr bekommen. Ja, schade ist das. Nun sind sie ja aber auch schon viel zu alt dafür. Aber der Engel sagt etwas anderes. Er sagt: Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Und er sagt auch: Elisabeth ist jetzt schwanger. Man sieht es schon, sie ist im sechsten Monat.

Und da läuft Maria schnell los, um es mit eigenen Augen zu sehen. Und auch, um nicht immerzu an das andere denken zu müssen, was der Engel gesagt hat und an das sie selbst lieber noch nicht so viel denken mochte. Dass auch sie, Maria, ein Kind bekommen würde, Gott weiß, wie. Unmöglich, genauso unmöglich wie bei Elisabeth. Sie ahnt schon jetzt, was auf sie zukommen wird. Mitleidige Blicke, Getuschel, leises Kopfschütteln. Und dann ist sie bei Elisabeth. Sie sieht ihr ins Gesicht voller Falten. Und sie schaut auf ihren Bauch. Das Kind bewegt sich schon, sagt Elisabeth. Unmöglich. Aber nicht bei Gott.

Elisabeth und Maria begegnen sich. Zwei Frauen, die das Allerschlimmste kennen. Eine kinderlose Frau zu sein, das war das Allerschlimmste, was einer damals passieren konnte. Und das andere Allerschlimmste, was einer damals passieren konnte, damals, war ein uneheliches Kind zu bekommen. Die eine hatte es schon hinter sich, eine Vergangenheit, ein ganzes Leben voller Enttäuschung und Leere. Die andere hat es erst noch vor sich, eine Zukunft voller Ungewissheit und Fragen. Die Geschichte, wie sich Maria und Elisabeth begegnen, gehört in die Adventszeit. Zwei Frauen in anderen Umständen und beide nicht nur erfüllt von guter Hoffnung. Sondern auch von Unsicherheit und Zweifeln.

Als ich selbst zum ersten Mal schwanger war und so unsicher und manchmal leicht verzweifelt, wie es wahrscheinlich zu jeder Schwangerschaft gehört, da hätte ich gerne eine Elisabeth gehabt. Eine, die mir ein bisschen voraus ist in dieser Erfahrung, aber noch mitten in ihr drin. Bei der auch nicht alles perfekt ist, die mir Mut macht. Die verstehen kann, dass ich mich nicht so guter Hoffnung fühle, wie es all die Ratgeber und Zeitschriften und meine Umgebung von mir erwarten. Gute Hoffnung ist nicht selbstverständlich, selbst dann nicht, wenn man schwanger ist. Eine gute Hoffnung ist ehrlich.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

01.08.2022
Kathrin Oxen