Rollkoffer für Abraham und Sara

Wort zum Tage
Rollkoffer für Abraham und Sara
01.08.2019 - 06:20
13.06.2019
Julia Rittner-Kopp
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Im Religionsunterricht in der 1. Klasse packen wir gerade für eine weite Reise. Es ist der große Aufbruch und Umzug von Abraham und Sara in der Bibel. Also, die brauchen einen riesengroßen Rollkoffer, findet Mia, die müssen ja alles Mögliche mitnehmen. Gleich am Anfang der Geschichte sagt Gott: Los, zieht fort von hier. Ich habe etwas Großes vor mit euch. Aber Abraham und Sara sind schon sehr alt. Sie erwarten nichts Großes mehr. Ihr ganzes Leben lang haben sie sich ein Kind gewünscht. Und es hat nicht geklappt. Jetzt sind sie zu alt dafür. Und genau da sagt Gott: Ich will euch ein Kind schenken. In einem Land, das ich euch zeigen werde. Ich will aus euch und euren Kindern eine riesengroße Familie machen. Keine Ahnung, ob Sara das glaubt, meine Kinder in der Schule glauben es sofort. Wenn Gott das sagt! - Ich bin beim Erzählen nachdenklich geworden. Die alte Geschichte von Saras und Abrahams Aufbruch klingt so aktuell und bedrückend. Bei den Worten „Geh aus deinem Vaterland und Heimatland, geh fort aus deinem Elternhaus und von deiner Verwandtschaft“ sehe ich die vielen Menschen mit Koffern, Rucksäcken und Bündeln vor mir, Flüchtlinge aus vielen Heimatländern, an Grenzen und Stränden und in Lagern. Abraham und Sarah mit unzähligen anderen Namen. Die Kinder meiner ersten Klasse denken nicht an die Flüchtlinge unserer Zeit. Sie sind ganz bei den Bibel-Menschen und ein bisschen auch bei sich. Wir helfen Abraham und Sara beim Packen. Was muss alles mit? Jedes Kind sagt eine Sache: Brot, ein Zelt, Müsli, unbedingt ganz viel Wasser zum Trinken und Nudeln. Lauter wichtige Dinge, es werden immer mehr. Vor lauter Lust am Packen und den vielen einzelnen Dingen denkt niemand mehr an das Warum und Wohin, den großen Wunsch, das Versprechen, die Verheißung. Aber dann kommt Konstantin an die Reihe. Was Abraham und Sarah mitnehmen müssen - das ist doch klar: Er schaut mit großen ernsten Augen und sagt: Ein Kinderbettchen.

Ich bin baff. Natürlich! Ein Kinderbettchen! Gott hat ihnen ja ein Baby versprochen, neues Leben. Konstantin hat die Verheißung nicht vergessen. Da gilt der alte Abraham immer als Vorbild. Im Glauben. Weil er Gott voll vertraut hat. Die Bibel spricht da öfter von den „Kindern Abrahams“ oder den „Erben der Verheißung“. Ganz schön große Worte... Und jetzt: Konstantin, sieben Jahre alt!

 

Es gilt das gesprochene Wort.

13.06.2019
Julia Rittner-Kopp