"Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge", heißt es von Maria und Josef in der biblischen Weihnachtsgeschichte. Seitdem gehören Fremdsein und Gastfreundschaft zu Weihnachten.
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Und: Hatten Sie Gäste an Weihnachten – oder sind Sie woanders zu Gast gewesen? "Wohin an Weihnachten?" Das ist bei vielen Familien und Paaren ein großes Thema.
Erwarten die Eltern, dass der Sohn über Weihnachten nach Hause kommt, mit Ende 20? Wollen die pubertierenden Enkelkinder eher nicht mit zu den Großeltern in Buxtehude oder Niederlauterbach. Und was ist mit der Freundin, die dieses Jahr an Heiligabend allein ist, weil ihre langjährige Beziehung auseinander gegangen ist? Laden wir sie ein?
Gastfreundschaft anders als erwartet
Bei Maria und Josef in der Weihnachtsgeschichte geht es auch um Gastfreundschaft. Kein Zimmer frei in Bethlehem. Schon gar nicht für Fremde – und auch noch schwanger. Zu guter Letzt erfahren Maria und Josef dann doch Gastfreundschaft, anders als erwartet. Ein Stall, mehr nicht. Eine Futterkrippe mit kratzigem Stroh für ein neugeborenes Kind. Sonst keinen Raum in der Herberge. Aber Raum zum Dasein. Raum, um ein neues Leben zur Welt zu bringen.
Ursprünglich bedeutet das Wort Gast Fremdling, Fremder, sogar Feind. Da kommt eine fremde Person in meinen Bereich. Sie bringt ihr Fremdsein mit. Bringt vielleicht meine Ordnung durcheinander. Meine Pläne und Vorstellungen. Und manchmal auch mein Herz.
Tür und Herz auf!
So geht Kennenlernen, Sich-Verlieben, Freundschaft schließen oder einfach nur Miteinander-Auskommen. Einer öffnet sich, heißt eine andere Person willkommen mit all dem, was fremd ist und mit dem, was beide an Gemeinsamkeiten entdecken. Für einen Gast mache ich im Idealfall Tür, Herz und den Horizont weit auf. Komm, sei mein Gast! Willkommen in meiner Welt, auch in meiner Gedankenwelt. Ich zeig sie dir, wie sie ist. So etwas geht nur mit Vertrauen.
Ich kann spontan Besuch bekommen – ohne, dass ich vorher groß aufräume. Oder ich bin eine Gastgeberin, die gerne vorbereitet, alles besonders schön herrichtet, weil ich mich auf den Besuch freue und will, dass sich alle wohlfühlen. Nicht fremd. Wer ein gastfreies, gastfreundliches Wesen hat, zeigt sich meist auch in anderen Dingen freundlich und frei.
Einschlafen an Gottes Schulter
Die Bibel vergleicht Gott einmal mit einem Wanderer, der nur über Nacht bleibt. (Jeremia 14,8). Da muss ich erst mal schlucken: Wie – Gott, ein Gast nur für eine Nacht? Ist Gott nicht immer bei mir?
Dann fällt mir ein, was für eine besondere Zeit die Nacht sein kann. Und ich stelle mir das vor: Eine Nacht und Gott ist bei mir zu Gast. Diese Nacht will ich durchreden mit ihm. Gottes Stimme hören. Und ihr lauschen. Lachen oder erleichtert weinen. Spontan Musik hören, ein bisschen tanzen mit Gott oder singen. Ins Kerzenlicht schauen und vielleicht irgendwann einschlafen – an Gottes Schulter.
Es gilt das gesprochene Wort.