Engel beherbergen

Wort zum Tage
Engel beherbergen
09.10.2020 - 06:20
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Ein Vormittag in der Halbwüste. Um die Zelte der Nomaden herrscht das übliche Gewusel. In der Ferne tauchen drei Gestalten auf. Abraham legt seine Hand an die Stirn, um besser sehen zu können, Sarah tritt neben ihn. „Das sieht nach hohem Besuch aus.“ Abraham weist an: „Schlachtet ein Kalb, backt Brot, bereitet ein Essen vor. Wir kriegen Gäste.“

Bis heute ist den Menschen in vielen Ländern der Welt das hohe Gut der Gastfreundschaft heilig. Es könnte ja auch mir so gehen, dass ich auf dem Weg von hier nach dort Essen und Trinken, einen Platz zum Schlafen, Gesellschaft zum Ausruhen brauche.

Sarah und Abraham haben von den drei Männern, die da zu ihnen kamen, großen Segen erfahren. Sie haben endlich das langersehnte Kind bekommen, ihren Sohn Isaak.

Im Brief an die Hebräer, heißt es dann im Rückblick auf diese Erzählung: „Vergesst aber auch die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.“ (Hebräer 13,2)

Ich stelle mir vor: Ein Abend in einigen Wochen. Da klingelt jemand an meiner Haustür, bittet um ein Bett für eine Nacht, um etwas zu essen, um die Möglichkeit zu duschen und einige Sachen durchzuwaschen. Vielleicht sieht die Frau oder der Mann etwas abgerissen aus und vielleicht ist er oder sie ohne Heimat und Obdach. Was werde ich tun? Meine Türe öffnen, ein Abendessen zubereiten, nach frischer Kleidung suchen und das Bett im Gästezimmer beziehen? Werde ich in dem Gesicht des Menschen, der meine Gastfreundschaft, meine Nächstenliebe erbittet, Gottes Ebenbild entdecken – und von Herzen „Willkommen!“ sagen? „Es könnte Christus selber sein, der uns da begegnet“, hat der Kirchenvater Ambrosius geschrieben. Kann ich das, mein Haus öffnen, mein Misstrauen und meine Angst vor dem Anderssein des Anderen überwinden?

Kann sein, dieser Mann, mit dem Du Dein Abendbrot teilst, ist ein Bote Gottes für Dich, stellt Dir eine Frage, die Dich weiterbringt, lässt Dich sehen und erleben, wie reich beschenkt Du bist, dass Du das hast: ein Dach über dem Kopf, genug zu essen.

Kann sein, diese Frau schenkt Dir eine neue Einsicht, weil sie von Erfahrungen erzählt, die Deinen Horizont erweitern. „Manche haben, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen“

Gottesboten, die uns die Nähe Gottes und die Anwesenheit Jesu Christi erleben lassen, die ein offenes Ohr haben oder ein Gebet, einen Satz, der uns das Herz öffnet, die dann weiterziehen und Segen dalassen, etwas, das wir so nicht erwartet haben.

Darum: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht!“