Großer Fußball, aber...

Großer Fußball, aber...
Pfarrer Michael Broch
12.07.2014 - 23:35

Das große Fußballspektakel in Brasilien strebt unaufhaltsam seinem Höhepunkt entgegen: Deutschland gegen Argentinien.  Ich habe den großen, spannenden Fußball durchaus genossen. Ich freue mich natürlich sehr, dass wir im Endspiel sind und drücke der deutschen Mannschaft für morgen beide Daumen. So möchte auch ich kein “Spielverderber” sein, wenn ich den Finger in die Wunde dieser WM lege. Denn die Begeisterung an diesem wunderbaren Fußballfest war leider von Anfang an getrübt. Es fand statt im Schatten einer Fifa, die vom Fußballvolk und von einigen europäischen Verbänden als macht- und geldgierig und korrupt wahrgenommen wird.

Dieses Fußballfest fand auch statt unter dem Protest sehr vieler Brasilianer an ihrer Regierung. Wohl noch nie hat es im Vorfeld einer Fußball Weltmeisterschaft so viele soziale Proteste gegeben wie in Brasilien. Die katholischen Bischöfe des Landes haben den politisch Verantwortlichen schon lange vor dem ersten Anpfiff die “Rote Karte” gezeigt: wegen Verstößen gegen die Menschenrechte und wegen der Verschwendung öffentlicher Gelder. In der siebtstärksten Wirtschaftsnation fehlen immer noch jede Menge Schulen, Krankenhäuser und Busse im Nahverkehr.

Die Obdachlosen wurden während der WM aus den Zentren der Städte vertrieben. Die Touristen sollten nicht das wahre Elend Brasiliens zu sehen bekommen. Und es sollte uns nicht gleichgültig sein, dass Tausende vor allem ärmere Menschen aus ihren Wohnungen vertrieben worden sind. Einheimische Arbeiter sind schikaniert und ausgebeutet worden. Der Tod etlicher von ihnen wegen ungesicherter Stadionbaustellen ist einfach in Kauf genommen worden.

In Brasilien ist Fußball der Volkssport Nummer eins. Doch während dem WM-Turnier der Luxusklasse ist vielen Armen nichts anderes geblieben, als ihre geliebte Nationalmannschaft nur von der Ferne zu sehen. Selbst die billigste Eintrittskarte für ein WM-Spiel hätten sie sich nicht leisten können.

Ich schließe mich dem Wunsch von Bundespräsident Joachim Gauck an, dass bei künftigen Spielen die Freude ungetrübt wäre, wenn wir sicher sein könnten: “Niemand hat im Vorfeld einer WM ... Schaden genommen, sein Haus verloren, seine Gesundheit oder gar sein Leben. Niemand muss das Glück der anderen mit dem eigenen Verlust oder Leid bezahlen. Wie gut wäre es, bei jedem internationalen Finale zu wissen: Es geht hier für alle um einen fairen Wettbewerb, um ein Spiel mit vielen Gewinnern.” (Bild-Bundesausgabe, 06. Juni 2014)

Fußball-WMs sollten nur noch an Länder vergeben werden, in denen die Menschenrechte gelten und eingehalten werden. Ob das bei dieser Fifa und in vier Jahren in Russland und in acht Jahren in Katar der Fall sein wird, muss man bezweifeln. Menschenrechte brauchen eine starke Lobby. Der internationale Sport müsste da genau den Druck machen, den es dringend braucht.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und – trotz allem – ein spannendes WM-Finale.