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Die Sendung zum Nachlesen:
Bambi: Das süße, kleine Rehkitz mit den großen Augen aus dem Disney-Film. Der Film erzählt, wie Bambi im Wald geboren wird, auf seine staksigen Beine kommt, unbeschwert aufwächst, am Waldrand erste Abenteuer erlebt – stets gut behütet von seiner Mutter – und von ferne auch von seinem Vater. Im ersten Winter findet das unbeschwerte Leben von Bambi ein jähes Ende. Seine Mutter wird von einem Jäger getötet. Bambi selbst kann sich retten, ist aber von nun an auf sich allein gestellt.
Die Geschichte ruft eigene Erinnerungen wach: die Kindheit, die Jugend, die Trauer um einen Verlust, die Verlorenheit des Alleinseins, das Durchbeißen und das Erwachsen werden. Ja – auch die Erfahrung von schicksalhafter Macht, der man ausgeliefert ist. Im Film verkörpert sie der Jäger.
Der Film basiert in ziemlich freier Form auf einem Buch von Felix Salten. Es erschien vor 100 Jahren unter dem Titel “Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“.
Der Autor hatte ein eigenes Jagdrevier in der Nähe seiner Heimatstadt Wien. Die Idee zu der Geschichte kam ihm auf einer Pirsch. Er ringt darin mit dem widersprüchlichen Verhältnis zu den Tieren, das viele Menschen haben. Der Autor hat die Tiere in harten Wintern vielleicht gefüttert, wie es heute viele Jäger tun. Jedenfalls hat er die Tiere geschossen – und darin eine Befriedigung gefunden. Dennoch versetzt er sich in seinem Buch so tief in sie hinein, dass die Tiere fast vermenschlicht erscheinen.
Mich beschäftigt dieses komplizierte Verhältnis: Auf der einen Seite lieben viele Menschen ihre Haustiere wie Freunde und tun alles für sie. Andererseits dienen Millionen andere in düsterer Massentierhaltung einzig der Fleischproduktion. Das sind die Extreme. Es gibt auch vieles dazwischen. Viele Landwirte ermöglichen ihren Nutztieren ein passables Leben, so gut sie können.
Die Bibel ist an diesem Punkt ebenfalls kompliziert. Weithin beschreibt sie die Realität: Menschen verwenden Tiere für ihre Zwecke. Aber daneben wird mehrfach betont, dass Menschen und Tiere in der Schöpfung Gottes eine Schicksalsgemeinschaft bilden. So schreibt der Apostel Paulus: „Auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ Auch den Tieren gilt also das heilsame Handeln Gottes. Im Reich Gottes haben auch sie ihren Platz. Mensch und Tier gemeinsam im Himmel. So ist es noch nicht. Doch so soll es werden.
Darum geht es auch in dem Bambi-Buch. An dieser Stelle reicht es nicht den Disney-Film zu kennen. Er ist als unterhaltsamer Familienfilm gedacht und lässt vieles weg. Das Buch ist für Erwachsene geschrieben und geht tiefgründigen Fragen nach. Oft sprechen die Tiere über den Jäger. Ehrfurchtsvoll nennen sie ihn nur „ER“ und erleben ihn gottgleich als Herrn über Leben und Tod. Doch eines Tages kommt ein Jäger im Wald zu Tode. Wie, wird nicht erzählt. Vor dem Leichnam stehend, sagt Bambis Vater: „Siehst du nun, dass Er daliegt, wie einer von uns? Höre Bambi, Er ist nicht allmächtig, wie sie sagen. Er ist es nicht, von dem alles kommt, was da wächst und lebt. Er ist nicht über uns! Neben uns ist Er wie wir selber, denn Er kennt wie wir die Angst, die Not, das Leid. Er kann überwältigt werden und dann liegt Er hilflos am Boden, so wie wir anderen.“ Nach einer Stille antwortet Bambi: „Ein anderer ist über uns allen … über uns und über Ihm.“
In diesem Dialog klingen die biblischen Worte des Apostels Paulus mit: Tier und Mensch gemeinsam vergänglich und gemeinsam von der Vergänglichkeit befreit, gemeinsam in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Noch ist es nicht soweit. Noch leben Menschen und Tiere in dieser Welt und sind einander oft Oben und Unten. Doch sie haben eine andere Perspektive. Darauf leben sie zu. Und das hat eine Bedeutung für den menschlichen Umgang mit den Tieren.
Es gilt das gesprochene Wort.
Bibelnachweis: Römer 8,21