Unser Autor Frank Mühring hat eine Rechts-Links-Schwäche. Darum muss er erst einmal sortieren, was der Satz von Jesus meint, man solle die linke Hand nicht wissen lassen, was die rechte tut.
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Rechts ist da, wo der Daumen links ist. Für die meisten Menschen ist das sonnenklar. Für mich nicht. Ich leide unter einer ziemlich ausgeprägten Rechts-Links-Schwäche. Man sollte mich lieber nicht nach dem Weg zum Bahnhof fragen. Oft verheddere ich mich dann im Kopf, wohin ich den Suchenden schicken soll. Also, "nach links" und dann "nach rechts". Oder war es doch anders herum? Manchmal schicke ich den freundlich Fragenden in eine völlig falsche Richtung. Ohne böse Absicht.
In solchen Situationen muss ich immer einmal tief durchatmen und ruhig überlegen: Wo ist das nochmal, "rechts"? Und wo bitte ist "links"? Schlimm ist es, wenn ich mich schnell unter Stress entscheiden muss, ob es links oder rechts weitergehen soll. Beim Autofahren oder beim Tanzen zum Beispiel. Wenn beim Tangotanzen eine gelaufene Linksdrehung dran ist, kann es passieren, dass ich mich mit meiner Partnerin zur verkehrten Seite drehen will. Die Tanzlehrerin wirft dann strenge Blicke herüber und sagt: "Das andere Links bitte!"
In der Bergpredigt gebraucht Jesus eine Redewendung, mit der er dazu einlädt, großzügig zu sein. "Wenn du anderen etwas geben willst, lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut." (Matthäus 6,3) Es geht an der Stelle ums Almosengeben. Das sollte man nicht demonstrativ tun, sondern so, dass die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Also nicht einmal vor mir selbst soll ich großes Gewese darum machen, wenn ich etwas gebe.
Hier geht es um das großzügige Spenden von Geld oder Sachen. Jesus fügt hinzu: "Lass deine Gabe verborgen bleiben. Denn Gott, der in das Verborgene sieht, wird es dir vergelten." (Matthäus 6,4) Ich verstehe das so: Sei bitte nicht so verkrampft. Spende mit Liebe und Freude, aber häng es nicht an die große Glocke. Tue Gutes dem, der es nötig hat. Tue es im Stillen, ohne Berechnung.
Mich hat überrascht zu hören, dass die Menschen in Myanmar, einem der ärmsten Länder der Welt, die höchste Spendenbereitschaft aufweisen. Vier von fünf Bürgerinnen und Bürgern in Myanmar spenden regelmäßig für Menschen in Not. (Quelle: FAZ). Wer täglich am eigenen Leib Armut und Mangel erlebt, ist offenbar eher bereit zu teilen. Der gibt bereitwilliger aus eigenen Händen etwas an andere ab.
Wer bei uns in Deutschland etwas für Arme geben oder spenden will, tut das meist sehr bewusst. Der achtet genau darauf, dass sein Geld in die richtigen Hände kommt. Oder einer vertrauenswürdigen Organisation zufließt wie Brot für die Welt. Der weiß in der Regel exakt, wieviel Geld er in die Hand nimmt und in welchen Händen es landen wird. Und möchte gern eine Steuerbescheinigung dafür. Das ist gut so und soll so bleiben.
Jesus aber träumte von mehr. Von einem Reich der Gerechtigkeit, zu dem alle Menschen Zugang finden können. Wo es keine Trennung zwischen Armen und Reichen mehr gibt. Wo alle Menschen Genüge haben, um über die Runden zu kommen. Teilen geht am besten, wenn man sich nicht krampfhaft an den eigenen Besitz klammert.
Für Jesus gehört Lockerheit zum Glauben dazu. Dass man bereit ist, andere teilhaben zu lassen, etwas verschenkt. Nein, nicht alles, was uns gehört. Aber das, was anderen das tägliche Brot sichert. Eine kleine Spende zwischendurch. Ohne dass es im Portemonnaie gleich enorm kneift.
Wenn du teilst, mach es so, dass deine linke Hand nicht weiß, was die rechte tut.
Jesus möchte beim Thema "Geben" zur Großzügigkeit verführen. Gott gibt dir alles in die Hand, was du zum Leben brauchst. Guck nicht so streng darauf, was du nicht hast und was dir fehlt. Schau lieber danach, wo andere Menschen einen Mangel haben. Mitnehmen ins Himmelreich kannst du sowieso nichts. Gib lieber mit warmer Hand auf Erden dem, der es nötig hat. Zeig deine großzügige Seite. Du wirst ein Lächeln ernten. Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.
Es gilt das gesprochene Wort.
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