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Die Sendung zum Nachlesen:
"Worauf freuen Sie sich nach dem Tod?" Diese interessante Frage hat der Bestatter Julian Heigel in einem Tweet gestellt. Viele haben geantwortet. Der Redakteur einer großen Wochenzeitung hat sich von Heigel inspirieren lassen und diese Frage an Schriftstellerinnen und Schriftsteller weitergeleitet: "Worauf freuen Sie sich nach dem Tod?" Unter anderem hat er die Frage an Martin Walser gestellt, der inzwischen feststellen kann, ob seine Erwartungen erfüllt worden sind. Er ist kurz nach Beantwortung der Frage gestorben.
Insgesamt finde ich, interessanterweise, dass die Antworten der "normalen" Menschen wesentlich spannender und auch witziger sind als die Resonanz der schreibenden Zunft. Die Normalos können sich kurzfassen, die Schriftsteller eher nicht. Die Kurze Form scheint nicht ihr Format zu sein. Wie lustig ist dagegen diese kurze Antwort: "Erst mal ausschlafen! Dann die anderen besuchen." Oder: "Endlich leben." Oder auch ganz frisch-fromm-fröhlich-frei: "Jesus sehen."
Worauf freue ich mich nach dem Tod? Die Frage ist auch deshalb so reizvoll und tiefgründig, weil sie, ganz beiläufig, unterstellt, dass es tatsächlich etwas nach dem Tod gibt. Darüber hinaus etwas, das fröhliche Gespanntheit auslöst. Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, was nach dem Tod kommt. Doch bisher noch nie unter der Überschrift: Freude. Nach der Aktion von Bestatter Julian Heigel habe ich Lust, die Sache noch mal neu anzudenken.
Ich glaube an die Auferstehung. Aber: Freue ich mich auch darauf? Die Fresken vieler mittelalterlicher Kirchen zeigen dazu eher abschreckende Szenen. Da werden die armen Sünder in der Hölle gefoltert und gequält. Nur die Frommen kommen besser weg. Aber: Bin ich fromm genug?
Der gruselige Pfarrer, der mich vor Jahrzehnten konfirmiert hat, hat uns im Konfirmandenunterricht die Ereignisse nach dem Tod ziemlich plastisch geschildert. Er erklärte, dass nach dem Tod eine Art Kinofilm auf Großbildleinwand ablaufen würde, der alle Schandtaten unseres Lebens der versammelten Schar der Auferstandenen vorführen würde.
Ein beeindruckendes Szenario. Nicht unbedingt ein Grund zur Freude. Ich war schon mit 14 Jahren nicht scharf darauf, dass meine Mutter erfährt, wer ihr einmal fünf Mark aus dem Portemonnaie geklaut hat. Heute denke ich, dass sie das sowieso gewusst hat und selbst im Himmel daraus keine große Sache machen würde. Allerdings kann ich mir Gott auch nicht als sadistischen Kinobetreiber vorstellen.
Lustig sind weder die Fresken noch die Geschichte mit dem Kino. Worauf freue ich mich?! Ich freue mich auf ein himmlisches Fest – jedenfalls hat Jesus das seinen Freundinnen und Freunden versprochen. An vielen Stellen in der Bibel sagt Jesus: "Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtet." (Matthäus 22,2). Oder er vergleicht den Himmel mit einem großen Festessen, zu dem der Gastgeber großzügig einlädt. (Lukas 14, 15ff). Die Tische biegen sich, die Speisen sind köstlich und es wird getanzt und gelacht.
Worauf freue ich mich nach dem Tod? Ich freue mich auf ein Fest voller Musik, Tanz und Lachen. Ich möchte lachen über das, was in meinem Leben gelungen ist, aber auch humorvoll auf das schauen, was so richtig peinlich war. Ich freue mich auf ein Fest, zu dem ich eingeladen bin und ganz selbstverständlich dabei sein darf. Ein Fest ohne Kater am nächsten Tag. Ein Fest, das nachschwingt und nachklingt und die Herzen zum Himmel schweben lässt.
Wobei, im Himmel, da bin ich dann ja schon.
Es gilt das gesprochene Wort.