Man kann sich nach vielem sehnen: nach Liebe, nach Erfolg, nach Gott. Wie geht man damit um, wenn die Sehnsucht wahr wird?
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Sie sind adventliche Menschen: die biblischen Weisen aus dem Morgenland, die Sterndeuter. Sie sind eine lange Zeit unterwegs. Rund 1000 Kilometer gilt es zu überwinden von ihrer Heimat in Babylon bis ins winzige Bethlehem in Galiläa. Was sie antreibt: eine Sehnsucht. Ihre Sehnsucht hat Orientierung gewonnen und bahnt ihnen einen Weg: Sie folgen einem Stern.
Wenn nichts fehlt, wenn Gott fehlt
Es gibt Leute, die behaupten, dass sich alle Menschen nach Gott sehnen. Das ist keineswegs so. Vielen Menschen fehlt nichts, wenn Gott fehlt. Sie spüren keinerlei Sehnsucht nach einem göttlichen Wesen in sich. Jegliche spirituelle Dimension ist ihnen fremd. Sie kommen gut ohne Gott klar.
Andere Menschen sehnen sich nach Gott und finden ihn im Gebet, in Gottesdiensten, in spirituellen Erfahrungen. Sie fühlen sich geborgen im Glauben. Ihnen würde alles fehlen, wenn Gott fehlt. Und dann gibt es diejenigen, die sich tatsächlich nach Gott sehnen und merken, dass ihre Sehnsucht kein Ziel findet. Sie suchen nach einer höheren Dimension und wissen nicht, wo sie Gott finden können. Das ist eine schmerzliche Situation.
Diejenigen, die Gott gefunden haben. und die, die ihn schmerzlich vermissen, haben etwas gemeinsam: Sie alle fühlen: Sehnsucht. Übrigens kennen auch Atheisten Sehnsucht, halt nur nicht die nach Gott.
Sehnsuchts-Weltmeister
Sehnsucht ist etwas sehr Deutsches, auch wenn weltweit alle Menschen Sehnsucht kennen. Das Wort Sehnsucht gibt es so nur im Deutschen, und wenn in anderen Sprachen, dann haben wir es exportiert. Wir Deutschen sind Sehnsuchtsweltmeister, Spezialisten darin, uns nach etwas zu sehnen, was gerade nicht da ist.
Das haben viele Deutsche auch meisterhaft künstlerisch umgesetzt. Etwa in der Minnedichtung. Oder in der Romantik. Manchmal scheint die Sehnsucht schöner als die Gegenwart des Ersehnten.
Nicht nur einen Kometen anschmachten
Die biblischen Weisen aus dem Morgenland hatten die Sehnsucht, die Person kennenzulernen, auf die der Stern hingewiesen hat. Da muss ein neuer König geboren sein, dachten sie, als sie am Firmament eine neue, außerordentliche Konstellation entdeckt haben.
Sie haben sich jedoch nicht damit begnügt, sehnsuchtsvoll in den Sternenhimmel zu schauen, einen Kometen anzuschmachten, von Babylon aus ihr Gefühl zu pflegen oder darüber Gedichte zu schreiben. Sie haben auch nicht entschieden, dass sie im Grunde auch gut ohne diesen Stern leben könnten. Sie haben Geschenke eingepackt und sind losgezogen. Sie haben sich dem Risiko ausgesetzt, ihrer Sehnsucht ins Auge zu blicken.
Leitstern
Natürlich ging es ihnen dabei nicht um den neugeborenen König irgendeines unbedeutenden Vasallenlandes. Es ging ihnen um jemanden, der Sterne in Bewegung setzt. Ich meine schon sagen zu können: Sie haben die Sehnsucht nach Gott gespürt. Ihre Sehnsucht zeigt ihnen den Weg. Als Leitstern.
Die biblische Geschichte der Sterndeuter ist eine Mutmach-Geschichte für alle, die sich auf die Suche nach Gott machen. Das gilt auch für die, deren Suche nach Gott bislang vergebens war. Ihre Sehnsucht kann ihnen wie ein Stern sein, der letztlich zum Ersehnten führt.
Bin ich bereit, mich einzulassen?
Wenn man das Ziel erreicht hat, kommt es natürlich darauf an: Bin ich bereit, mich einzulassen? Auch wenn alles ganz anders aussieht als erwartet?
Die Sterndeuter finden ein Kind. Ein schwaches Neugeborenes, das, kaum auf Erden, schon bedroht wird von den bösen Mächten dieser Welt. Das sieht nicht gerade überzeugend nach Gott aus. Doch die Weisen aus dem Morgenland freuen sich und beten.
Leben in neuem Glanz
Dann kehren sie zurück. Auf einem anderen Weg als zuvor. Das dient dem Schutz des Kindes, schreibt die Bibel. Für mich steht der andere Weg aber auch dafür, dass Sehnsuchtswege die Richtung ändern können. Wenn man das Ersehnte gefunden hat, kann man neue Wege wagen.
Es bleibt offen und überraschend, in welche neue Richtung der Lebensweg geht, wenn man dem Sehnsuchtsstern folgt. Wunderbar ist es, wenn die erfüllte Sehnsucht das Leben in einen neuen Schein hüllt. Einen himmlischen Glanz.
Es gilt das gesprochene Wort.
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