Ein Blick in den Sternenhimmel lässt erahnen: Es gibt mehr, als wir verstehen. Dieses Staunen steht am Anfang, als sich die Weisen aus dem Morgenland auf den Weg nach Bethlehem gemacht haben.
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Sie sind adventliche Menschen: Die Weisen aus dem Morgenland, die Sterndeuter. Sie müssen nämlich schon vor Weihnachten unterwegs gewesen sein, um rechtzeitig bei dem neugeborenen Jesuskind anzukommen. Rund 1000 Kilometer gilt es zu überwinden von ihrer Heimat bis nach Bethlehem. Sie folgen: Einem Stern.
Der Sternenhimmel der Südhalbkugel
Vor einiger Zeit habe ich einen Sternkundigen kennengelernt. Es war auf einer Dienstreise in Afrika. Wir haben eines Abends in den funkelnden Sternenhimmel der Südhalbkugel geschaut. An diesem Ort nahe dem Äquator hat er viel heller geleuchtet als bei uns in Deutschland, weil die bei uns übliche Lichtverschmutzung fehlt.
Der Sternkundige hat mir erklärt, dass es Sternbilder gibt, die man am Nordhimmel über Deutschland praktisch nie sieht. Den Skorpion zum Beispiel. Und er hat mir das Kreuz des Südens gezeigt. Wir haben beide gestaunt über diese glanzvolle Pracht und eine Zeitlang schweigend einfach nur bewundert, wie schön das Universum ist. Der Faszination eines Sternenhimmels kann sich wohl kaum ein Mensch entziehen. Das ist eine erhabene Schönheit, hat mein Sternkundiger leise gesagt. Diese leuchtende Schönheit bleibt, während wir Menschen vergängliche Wesen sind. Sternenstaub.
Ein neuer König? Den wollen wir sehen!
Die Sterndeuter in der biblischen Geschichte von Jesu Geburt waren Wissenschaftler ihrer Zeit. Sie kannten sich aus mit den Sternen und den funkelnden Sternbildern. Sie konnten sich am Sternenhimmel orientieren. Sie haben gewusst, dass der Stern, dem sie gefolgt sind, etwas Besonderes war. Für sie hat er angezeigt: Ein neuer König ist geboren. Den wollen wir sehen!
Sie haben mit ihrem Forscherblick das Firmament erkundet. Aber neben ihrem wissenschaftlichen Interesse haben sie auch gestaunt, so wie ich unter dem Sternenhimmel in der Nähe des Äquators. Sie waren ehrfürchtig dieser himmlischen Pracht gegenüber – so wie ich. Sie haben sich anrühren lassen von der Schönheit und Erhabenheit der Schöpfung. So wie ich in Afrika vom Kreuz des Südens angerührt gewesen bin. Und vom Skorpion am Himmel. Das hatte ich vorher noch nie gesehen.
Staunen übers Universum
Jetzt bin ich zurück in Deutschland. Und blicke in den Sternenhimmel der Nordhalbkugel. An klaren, frostigen Abend kann ich Sternenbilder erkennen, trotz Lichtverschmutzung. Es ist schon bemerkenswert, dass die Sternkundigen in denselben Sternenhimmel der Nordhalbkugel geblickt haben wie ich hier und heute in Deutschland. Ich staune.
So wie Menschen aller Zeiten gestaunt haben beim Blick ins Universum. Unser gemeinsames Staunen überspannt die Jahrtausende wie der Sternenhimmel die Erdkugel. Es ist das faszinierte Eingeständnis, dass es mehr gibt, als wir verstehen und fassen können. Aber wir können es manchmal sehen. Und bewundern.
Die Sterne gehören niemandem. Sie gehören allen
"Die Sterne gehören niemandem", hat der Sternkundige in Afrika dann gesagt. Und fortgesetzt: "Oder andersherum: Sie gehören allen."
Ob man das in 2000 Jahren, wenn die Menschheit dann nach wie vor bestehen sollte, immer noch sagen kann? Dass die Sterne keinem gehören? In einer Welt, in der die Mächtigen beginnen, sich den Weltraum anzueignen? Noch trotzt das Universum den Begehrlichkeiten von Milliardären und Oligarchen. Es gehört allen und entzieht sich zerstörerischen Machtgelüsten.
Die Sterne können Sternkundigen Orientierung geben. Wie stehen sie zu denen, die sie ausbeuten wollen? Wer setzt da eine Grenze? Die Sterne gehören niemandem. Die Sterne gehören uns allen.
Wir können ahnen
Die Weisen aus dem Morgenland sind dem Stern gefolgt. Die Bibel erzählt, dass der Stern letztlich über Bethlehem gestanden hat, dem Ort, wo Jesus zur Welt kommt, der neugeborene König, der sich die Welt nicht zu eigen machen, sondern sie erlösen will.
Die Sterndeuter waren hocherfreut, bei diesem König angekommen zu sein. Sie haben eine Verbindung gesehen zwischen der Erhabenheit und Schönheit der Schöpfung und einem kleinen, hilflosen Kind. Es gibt mehr, als wir verstehen und fassen können. Aber wir können ahnen. Und staunen.
Es gilt das gesprochene Wort.
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