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Erfolg-reich
Das Vermögen, das Gott uns anvertraut
16.01.2025 06:35

"Transaktion erfolgreich" erscheint auf dem Display, wenn eine Abbuchung an der Kasse funktioniert hat. Das Wort Erfolg begegnet täglich. Was ist Erfolg? Und was macht mich erfolgreich?

 
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Am Morgen im Supermarkt. Ich bezahle und lese laut, was mir der Kartenleser anzeigt: "Trans­aktion er­folgreich!" Ich sage: "Toller Erfolg! 30 Euro weniger auf dem Konto!" Die Kas­siererin lächelt.

Auf dem Heimweg wird mir klar: Der Erfolg verfolgt mich heute. Im Fitnessstudio wurde ich erfolgreich identifiziert, wäh­rend der Ladevorgang für mein Auto "erfolgreich abgebrochen" wurde. "Erfolg" - das Wort ist allgegenwärtig. Manchmal eher zweifelhaft wie heute früh, oft aber auch ganz ernst gemeint. "Viel Erfolg", das wird mir täglich zugespro­chen wie die Segensformel einer Religion.

"Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott." Diese Worte sind von Martin Luther. Ich bekenne: Ja, mein Herz hängt am Erfolg. Ich leiste etwas und möchte darin gut sein. Und höre Anerkennung gerne. Es geht mir gut, solange ich ab und zu erfolgreich bin. Ist es falsch, danach zu streben? Was sagt mein anderer Gott dazu, also mein richtiger?

Wenn die Bibel vom Erfolg spricht, dann dreht sich‘s meist um Saat und Ernte. Die Men­schen damals lebten von der Landwirtschaft. Wenn Früchte und Korn wuchsen, dann waren das die sichtbaren Zeichen ihres Erfolges. Jesus erzählt aber auch ein Gleichnis, in dem es knallhart um Rendite geht.

In dieser Geschichte werden drei Knechte von ihrem Herrn beauftragt, Teile seines Vermögens zu verwalten, während er auf Reisen ist. Als der Herr zurückkehrt, lässt er die drei zu sich kommen. Zwei Knechte haben mit ihrem Anteil gut gewirtschaftet und jeweils 100 Prozent Gewinn erzielt. Für diesen Erfolg lobt sie der Herr. Der dritte Knecht hat das an­vertraute Geld vergraben – wie er sagt, aus Angst vor Verlusten. Er gibt es ohne Gewinn zu­rück und erntet dafür vernichtende Kritik.

Nun erzählen Jesus-Gleichnisse eigentlich von Gott. Sie sollen veran­schaulichen, was an Gott sonst schwer verständlich wäre. Hier ist also der Herr, der das Vermögen aus der Hand gibt, eigentlich Gott. Und die drei Knechte sind wir Menschen, denen Gott Vermögen anvertraut.

Ist Gott ein erfolgsbesessener Gewinnoptimierer ohne Gnade für den Knecht, der auf Nummer sicher ging? Dann wäre die Angst des dritten Knechts sehr verständlich. Er sagt zu seinem Herrn: "Du erntest, wo du nicht gesät hast. Du sam­melst ein, wo du nicht ausgestreut hast." Das ist ein schwerer Vorwurf: Du, Herr, hast Er­folge, ohne Leistung zu erbringen! Gott gerät ins Zwielicht.

Doch das Vermögen, das Gott dem Menschen anvertraut, ist anders. Gott gibt nicht Gold und Silber aus der Hand, sondern seine Gaben. Zum Beispiel die Tora, die im Ju­dentum für einen guten Lebensrahmen steht. Oder Gerechtigkeit, Vergebung, Frieden und Nächsten­liebe. Gott ermutigt uns, mit diesen Pfunden zu wuchern, und verspricht, bei Verlust hinter uns zu stehen.

Außerdem stimmt der Vorwurf des dritten Knech­tes nicht. Gott erntet nicht, ohne nicht auch selbst gesät zu haben. Der dritte Knecht schätzt Gott falsch ein, das ist sein Fehler. Und auch sich selbst. Denn er ist eigent­lich derjenige, der hier ernten darf, was ein anderer, nämlich Gott, gesät hat.

Je länger ich über den Satz des dritten Knechts nachdenke, desto mehr wird er mir zum An­gelpunkt der Geschichte. Was der Knecht dem Herrn vorwirft, ist in Wahrheit, was Gott dem Menschen schenkt. Der Mensch darf Gottes Erfolge einfahren, darf gelingendes Leben ernten. Vielleicht gerade dann, wenn seine eigenen Erfolge ausbleiben.

Denn erfolgreich bin ich längst nicht immer. Manchmal rackere ich und stehe am Schluss trotzdem mit leeren Händen da. Darum bin ich froh, dass mein Herz nicht nur am Erfolg hängt, sondern auch an Dingen, die Gott mir anvertraut: Liebe, Gerechtigkeit, Frieden und Vergebung. Ich habe sie nicht gesät und darf sie doch täg­lich ernten. Gott macht mich zum Mitarbeiter seines Erfolgs.

"Transaktion erfolgreich! Toller Erfolg, 30 Euro weniger auf dem Konto!" Die Kassiere­rin lächelt, und dieses Lächeln ist mein erster wirklicher Erfolg des Tages.    

Es gilt das gesprochene Wort

 

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