Österliche Friedensbotschaft

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Österliche Friedensbotschaft
Gedanken zur Woche von Pfarrer Jörg Machel
14.04.2023 - 06:35
27.01.2023
Pfarrer Jörg Machel
Über die Sendung:

Die Gedanken zur Woche im DLF.

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Ostern wird von den Christen als Sieg gefeiert, als Sieg des Lebens über den Tod. Eine Ermutigung für so manche Ostermarschierer. Das Paradoxe an diesem Sieg: Er wurde möglich über eine Niederlage. Jesu Hinrichtung war die Voraussetzung seiner Auferstehung. Die Destruktivität des Menschengeschlechts hat Jesus überwunden, indem er sie erlitt, gewissermaßen durch sie hindurchging. Danach reagierte er nicht mit Häme oder gar Rache, er bot vielmehr Versöhnung an.

Ein wenig waren die beginnenden Neunzigerjahre für mich wie ein großes, säkulares Osterfest. Die Welt bewegt sich auf eine Zeit des Friedens zu, so dachte ich. Ich habe mich geirrt. Der Blick auf das christliche Osterfest soll mir helfen zu verstehen, worin mein Irrtum lag.

Ich habe das Ende des Kalten Krieges als den Sieg der Vernunft gefeiert. Mit Glasnost und Perestroika hat Michael Gorbatschow den Weg des mörderischen Blockdenkens verlassen. Er hat auf Verständigung gesetzt. Viele sind ihm gefolgt. Ehemalige Sowjetrepubliken haben ihre Atomwaffenarsenale aufgelöst und meinten, mit den Garantien Russlands, Chinas und einiger Westmächte eine sichere Zukunft vor sich zu haben.

Demgegenüber hatte der Westen das Ende des Kalten Krieges zu großen Teilen als Sieg des Stärkeren über den Schwächeren missverstanden. Für diese Leute war vor allem die marode Wirtschaft des Ostens der Grund für dessen Einlenken. Anfängliches Lob für die russische Führung verwandelte sich in Abschätzigkeit. Damit aber wurde das Narrativ derer bedient, die Gorbatschow für einen naiven Träumer hielten, der die Sowjetunion für ein Linsengericht verscherbelt hat. Man hat gegeben – und nichts bekommen als Spott.

Das Angebot Gorbatschows, in eine Phase globaler Friedensregelungen einzutreten, wurde nur halbherzig umgesetzt. Stattdessen sollte die Überlegenheit des Westens nun auf Dauer der Garant des Friedens sein.

Es war falsch, so zu denken. Das hat Wladimir Putin und all jene Politiker groß werden lassen, die ihre Bedeutung mit militärischer Stärke und Machterweiterung verbinden. In einer Mischung aus Angst und Hybris sind sie bereit, Kriege anzuzetteln. Mit Gewalt wollen sie genau die Weltordnung durchsetzen, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Überlegenheit zu geben vermag.

Den verbrecherischen Krieg Russlands gegen die Ukraine darf die Weltgemeinschaft nicht tolerieren. Sich allerdings von Putin weiter in die militärische Eskalation drängen zu lassen, vergiftet auch unser Gemeinwesen. Vielmehr braucht es bisher noch unerprobte Ideen, um den Frieden gewaltfrei herbeizuzwingen: Wirtschaftliche, diplomatische, mediale, kulturelle, auch ganz persönliche. Es bedarf eines Aufstands der Friedfertigen, um die Waffen zum Schweigen zu bringen.

Die Bibel ist kein Rezeptbuch, nach dem die Welt nun effektiv zu ordnen wäre. Immerhin bekomme ich durch das Ostergeschehen Hinweise, welche Fehler zu vermeiden sind: Der Feind darf nicht dämonisiert werden. Ist sein Handeln verbrecherisch, so muss man ihm entgegentreten. In seinem Fühlen und Denken aber müssen wir auch den Gegner zu verstehen suchen, selbst in den Gefühlen und Überlegungen, die wir durchaus und sicher zu Recht nicht billigen.

Eine Politik, die auf Dominanz setzt und den Feind einfach nur besiegen will, folgt der Logik von Karfreitag, nicht der von Ostern. Das Konzept globaler Aufrüstung, dem nun auch jene folgen, die sich gerade noch für Pazifisten hielten, verstört mich. Das Evangelium von Jesus Christus weist in eine andere Richtung: Es behauptet, dass Feindschaft und Bosheit nicht durch Gewalt, sondern nur mit Liebe, Güte und Nachsicht überwunden werden können. Es gilt den Frieden zu gewinnen, nicht den Krieg.

Geht nicht, sagt der Realist. Geht doch, sagt der Auferstandene!

Es gilt das gesprochene Wort.

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27.01.2023
Pfarrer Jörg Machel