gemeinfrei via pixabay / Peter H
Rom
Die Macht macht gefügig
31.03.2025 06:20

Die "Ewige Stadt" gilt vielen Christinnen und Christen als Zentrum ihres Glaubens. Warum eigentlich? Seinen Ursprung hat das Christentum doch in Bethlehem, Nazareth und Jerusalem.

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Rom sehen viele Christen als das Zentrum ihrer Religion. Wie aber kann das sein, wo doch die Wurzeln des Christentums ganz eindeutig in Israel und Palästina liegen? Nazareth, Bethlehem, Jerusalem, selbst das Fischerdorf Kapernaum böte sich an, um der zentrale Ort für den Glauben an Jesus Christus zu sein. Aber nein, es ist Rom geworden. Rom, das Zentrum der antiken Welt. Rom, der Sitz der Herrscher des Imperiums.

Und genau damit beginnt aus meiner Sicht eine problematische Entwicklung, die nicht nur die katholische Kirche betrifft, sondern auch die Kirchen der Reformation. Bis auf den heutigen Tag suchen die meisten Kirchen die Nähe zur Macht. Kirche will mitspielen im Orchester der Macht, gelegentlich spielte sie sogar die erste Geige.

Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert hat dem Christentum dafür die Tür geöffnet. Er hat die Religion benutzt, um seine Macht zu festigen, und die Religion hat diesen neuen Einfluss für sich zu nutzen gewusst. So begann die unheilige Allianz zwischen Thron und Altar. Daraus hat sich über Jahrhunderte ein Tauziehen entwickelt, wem nun das letzte Wort gebührt: dem Kaiser oder dem Papst?

Mit der Säkularisierung war der Kampf entschieden. Scheinbar. Doch bis in unsere Tage mischt die Kirche mit, wenn man ihr Gelegenheit gibt. Ganz offen durch evangelikale Christen in den USA oder durch Pfingstkirchen in Teilen Südamerikas und Afrikas, etwas zurückhaltender durch die Volkskirchen in Westeuropa. Das wird kritisiert. Doch meist nur dann, wenn es den eigenen Vorstellungen zuwiderläuft.

Positionieren sich die Kirchen anders, als die jeweilige Gruppe es sich wünscht, wird das als Einmischung in die Politik diffamiert. Stimmt man mit der Haltung seiner Kirche überein, dann soll sie auch mit ganz oben kommunizieren. Ganz oben ist im Bild gesprochen Rom. Es kann auch Berlin, Washington oder Moskau sein. Oben ist, wo die Macht ihr Zuhause hat. Da muss man hin und sei es auch noch so weit vom Ursprung des eigenen Glaubens entfernt.

Mein Kirchenbild ist anders. Die Heimstatt meines Glaubens liegt noch immer irgendwo zwischen Galiläa und Jerusalem und ist festgehalten in den Jesusgeschichten. Sie geben mir Orientierung. Sie handeln von der unbedingten Liebe Gottes zu den Menschen. Wo die gefördert oder verletzt wird, da ist mein Zuhause. Nicht die Nähe zur Macht, sondern die Nähe zum Menschen haben wir Christen zu suchen. Da hat die Kirche Jesu Christi ihren Ort.

Es gilt das gesprochene Wort.

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