Energie: Sparen?

Morgenandacht

Gemeinfrei via unsplash/ Mathieu Stern

Energie: Sparen?
29.08.2022 - 06:35
11.06.2022
Angelika Obert
Sendung zum Nachhören

 

Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage! 

Die Sendung zum Nachlesen: 

Sparsamkeit ist jetzt angesagt. Fürs eigene Portemonnaie, weil so Vieles teurer wird. Aber auch für die Allgemeinheit, damit das Gas über den Winter reicht. Die Speicher sind nicht voll und auch nicht groß genug. Also sparen: nicht beliebig lange duschen, weniger Auto fahren, den Kühlschrank pflegen und nicht gleich für einen einzigen Fleck auf der Hose die Waschmaschine anwerfen. Solches Sparen ist ja noch kein Darben. Es verlangt bloß ein bisschen Aufmerksamkeit.

Mir tut’s ganz gut. Ich merke, dass es sich nicht von selbst versteht, dass immer von allem beliebig viel zur Verfügung steht. Mir wird klar, wie sehr ich überhaupt eine Verbraucherin bin – Stromverbraucherin, Wasserverbraucherin, Papierverbraucherin und so weiter. Klar, gewusst habe ich das auch vorher schon, aber da schien es nichts auszumachen. Jetzt macht das viele Verbrauchen was aus und wird ja auch ohne Putin in Zukunft nie mehr selbstverständlich sein.

Und jetzt rücken sie mir näher – all die Menschen, für die es nie selbstverständlich war, dass sie Wasser und Strom, Kleidung und Bio-Kost zur Verfügung haben, wie sie nur wollen. Und auch an all die andern denke ich, die vor uns waren und es geschafft haben, ohne Dusche und Waschmaschine, Coffee-to-go und Smartphone zu leben. Das war noch für meine Großeltern so. Und für die Menschen der Bibel natürlich erst recht.

Wie kostbar war für die damals noch das Wasser, wie kostbar das tägliche Brot – nicht selbstverständlich, wenn die Ernte schlecht ausfiel. Aber gerade darum war es ihnen wohl auch sehr wichtig, das zu tun, was auch wir gern tun: Vorsorge zu treffen, wenn sie nur konnten. Sich abzusichern für morgen. Ängstlich blickten sie auf leere Speicherkammern – nicht ohne Neid auf diejenigen, denen es an Vorräten nicht mangelte.

Aber Jesus selbst ist nicht fürs Sparen. Jesus spricht immer wieder von der Fülle des Lebens – vom Reichsein auch. Nur weiß er, das hat nichts damit zu tun, dass man viel hortet und verbraucht. Mit Speicherfragen will er nichts zu schaffen haben. Das stellt er klar, indem er die schlichte Geschichte vom reichen Kornbauern erzählt: Einem Mann, der Glück hatte mit einer ganz besonders guten Ernte. Gleich fing er an zu planen: Wie hebe ich das alles auf? Neue Speicher müssen her. Dann – hurra – bin ich auf der sicheren Seite. Dann wird’s mir gut gehen. Aber mitten in dieses Selbstgespräch platzt die Stimme Gottes, der sagt: Du Narr! Wenn du heute Nacht stirbst, was hast du dann von all dem Zeug, das du bunkern willst? Jesus verrät nicht, ob der reiche Mann Gottes Frage gehört hat. Er sagt nur: Arm dran sind diejenigen, die nicht reich sind bei Gott.

Nun, das weiß man ja, dass das letzte Hemd keine Taschen hat. Aber was ist gemeint mit ‚reich sein bei Gott‘? Das klingt doch ziemlich wolkig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es darum geht, bei Gott ein paar Säcke voll guter Werke zu bunkern.

So grübele ich: Reich bei Gott – das ist der Mann mit den Kornspeichern offenbar nicht. Warum nicht? Schließlich hilft mir ein Bild weiter, das Rembrandt vom reichen Kornbauern gemalt hat: Mit zerfurchter Stirn sitzt der in seinem dunklen Kontor, hütet sein kleines Kerzenlicht, vor sich die Geldwaage und um sich haufenweise Rechnungsbücher und Listen. Nichts kriegt er mit von Sonnenschein und Himmelsweite. Kein Vogelgezwitscher dringt an sein Ohr. Keine Zeit hat er, mit Nachbarn zu lachen, mit Kindern zu spielen. Er ist so ganz allein in seinem Rechnungsbunker. Das Leben entgeht ihm. Ein armer Kerl! Und könnte doch so einen reichen Tag haben – zusammen mit andern, offen für alles, was ihm da entgegenkommt. Und er mittendrin hätte ja auch einiges zu geben. Selbst wenn er dann sterben müsste, so wäre er doch lebenssatt. Reich an Erlebtem. Wäre das Reichsein bei Gott? Es hat jedenfalls nichts mit Speichern und Vorsorgen zu tun und viel mit Lebendigsein, mit Empfangen und Hingeben. So wünsche ich Ihnen und mir trotz Sparen einen reichen Tag heute.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

11.06.2022
Angelika Obert