Ordnung muss sein

Morgenandacht
Ordnung muss sein
28.05.2020 - 06:35
07.05.2020
Stephan Krebs
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Wie schön es ist Gesetze zu befolgen, davon handeln viele Psalmen in der Bibel. Das fängt schon im ersten Psalm an. Der schreibt sogar, dass man Lust an den Gesetzen haben soll. Ich lese das eher skeptisch. Es klingt mir zu sehr nach „Ordnung muss sein“. Schnell fallen mir da Leute ein, die es wohl in fast jeder Nachbarschaft gibt. Die schauen den ganzen Tag nach dem Rechten. Und wenn sie irgendwo etwas sehen, was gegen die Regeln verstößt, dann drohen sie oder rufen gleich die Polizei. Manche Menschen finden ihren Lebenssinn darin für Ordnung zu sorgen. Für sie gilt: Ordnung muss sein.

Und es gibt andere, die suchen nach Schlupflöchern, um sich nicht daran halten zu müssen. Entweder aus Prinzip oder um Steuern zu sparen oder um sich andere Vorteile zu verschaffen.

 

Ordnungsfanatiker und Ordnungsverweigerer sind grundverschiedene Typen. Aber eines verbindet beide: Sie sind nicht frei. Sie handeln als Getriebene.

Der Psalm 1 beschreibt einen dritten Weg: Lust am Gesetz, Freude am Gesetz. Wie kann man daran Freude haben? Indem man ihren Sinn einsieht. Indem man versteht, welche segensreiche Wirkung Ordnungen für die Gesellschaft haben können, für das Leben des einzelnen und auch für ihr Verhältnis zu Gott.

Der Psalm 1 hat dabei natürlich das Gesetz Gottes vor Augen. In dessen Mitte stehen die Zehn Gebote. Also: Gott ehren, nicht stehlen, nicht töten, nicht falsches Zeugnis ablegen, nicht die Menschen aus anderen Partnerschaften begehren und sich nicht das Eigentum anderer Leute aneignen. Diese Regeln schützen Menschen. Sie ermöglichen ein verlässlicheres Leben. Sie tragen elementare persönliche Rechte in die Gesellschaft ein. So sind sie auch gemeint: als Gottes lebensdienliche Prinzipien.

Der Psalm 1 sagt also gerade nicht: „Ordnung muss sein“. Sondern: Solche Ordnung tut gut. Wer das verstanden hat, kann anders mit Regeln umgehen. Weder muss man sie anderen aufzwingen, noch muss man sie hintergehen. Man achtet sie einfach, weil sie guttun.

 

Der Psalm geht aber noch einen Schritt weiter. Er verspricht denen, die sich an die Gesetze Gottes halten: Du wirst sein wie ein Baum, der an einem Bach steht. Der hat immer genug Nährstoffe, bleibt immer saftig grün und hängt voller Früchte. Die anderen aber, die die Gesetze nicht achten, sind wie Spreu, die der Wind verweht.

Stimmt das wirklich? Schön wäre das. Aber oft leben Menschen, die die oben genannten Prinzipien mit Füßen treten, trotzdem scheinbar gut. Während andere, die diese Prinzipien leben, auf keinen grünen Zweig kommen. Da sehe ich keinen Gott am Werk, der für eine gute Ordnung sorgt. Aber wer weiß, wie es wirklich ist. Und vor allem: Was am Ende daraus wird.

 

Mir scheint aber: Wer die lebensdienlichen Prinzipien Gottes verstanden hat und befolgt, lebt freier und ehrlicher. Wie ein kräftiger Baum eben. Andere mögen sich geheime Vorteile verschaffen, indem sie dagegen verstoßen. Insgeheim werden sie vermutlich wissen, dass sie einer falschen Spur folgen. Und dass das Folgen hat – irgendwo und irgendwie. Spreu im Wind?

Aber wie verhält es sich mit den staatlichen Gesetzen und Verordnungen? Auch sie sollen, wie die Zehn Gebote, Leben schützen, ein verlässliches Leben ermöglichen und elementare persönliche Rechte in der Gesellschaft sicherstellen. Tun sie das? Vielleicht nicht immer. Aber wenn man grundsätzlich verstanden hat: Ordnungen tun dem Leben gut, kann man klarer und offener diskutieren, welche es sein sollen.

 

So geschieht das derzeit mit den Regeln für den Umgang mit Corona. Sie müssen diskutiert und immer wieder sinnvoll angepasst werden. Dann aber ist es gut sie einzuhalten. Ordnung muss sein? Ich sage es lieber so: Zum Glück gibt es Ordnungen. Und ihr Sinn wird zum Glück in einer offenen Gesellschaft immer wieder geprüft.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Bibelnachweis:

Psalm 1

 

07.05.2020
Stephan Krebs