Frauentag

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Katherine Hanlon

Frauentag
mit Barbara Manterfeld-Wormit
08.03.2022 - 06:20
11.01.2022
Barbara Manterfeld-Wormit
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Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt: Heute ist in Berlin ein Feiertag. Seit drei Jahren sind am 8. März die Läden geschlossen – und zwar nur in Berlin. Büro und Homeoffice bleiben zu, denn es ist Frauentag. Im Januar 2019 fiel die Entscheidung des Berliner Senats, weil die Stadt im Vergleich zu allen anderen Ländern einen Feiertag zu wenig hatte. Auch der Reformationstag stand damals zur Debatte. Er ist es nicht geworden. Schade eigentlich, finde ich als Protestantin. Doch man kann ja beide Themen gut verbinden, und so will ich heute an zwei glaubensstarke Frauen erinnern, mindestens so mutig und beeindruckend wie Luther damals bei seinem Thesenanschlag. Liane Berkowitz kam als Kind russischer Emigranten 1923 in Berlin zur Welt. Im Gymnasium lernte die orthodoxe Christin ihren Freund, einen überzeugten Kommunisten kennen. Sie bekommt Kontakt zur Widerstandsgruppe Die Rote Kapelle. Beim Kleben von Protestzetteln gegen eine Propaganda-Ausstellung der Nationalsozialisten wird sie erwischt und verhaftet. Sie ist damals im dritten Monat schwanger. Im Gefängnis bringt sie ihre Tochter zur Welt. Vier Monate später wird sie in Berlin-Plötzensee hingerichtet. In einem Abschiedsbrief an ihre Mutter schreibt sie damals: „Ich glaube an Gott, an das ewige Leben und daran, dass wir uns wiedersehen werden. Ich bin ruhig und fürchte mich nicht vor dem Tod. Gott war mir sehr gnädig. Er hat mir ein Kind gegeben. Ich bin Mutter gewesen und das ist das Schönste, was es gibt. Jetzt wende ich meine Gedanken und Sinne Gott zu und bereite mich vor, zu Christus zu gehen im Vertrauen auf seine Liebe und Gnade.“

Philippa Rath ist Ordensfrau. Sie lebt in Rüdesheim und gehört zu den 230 Delegierten beim sogenannten Synodalen Weg, der katholischen Reformversammlung. Sie tritt ein für die Teilhabe von Frauen am gesamten Amt der römisch-katholischen Kirche und für eine andere, zeitgemäße Haltung bei Fragen der Sexualmoral. „Wir müssen weg von dieser hierarchischen Kirche. Das ist lange überfällig“ - so die Benediktinerin mutig und entschieden. Die männlichen Kommentare im Netz lassen nicht auf sich warten: „Die Nonne sollte mal mehr das Gebetbuch zur Hand nehmen“ - „Zerstörung ist auch eine Form des Wandels“ – und: „Priesterinnen brauchen wir nicht.“ Um nur ein paar zu nennen. Was zeigt: Es braucht den Frauentag anscheinend doch sehr! Und einen Glauben, der stark und mutig macht gegen die Herren dieser Welt.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

11.01.2022
Barbara Manterfeld-Wormit