Gott und Humor

Wort zum Tage
Gott und Humor
13.06.2015 - 06:23
31.03.2015
Pfarrerin Marianne Ludwig

Das Leben wird leichter, wenn Menschen sich selbst nicht allzu wichtig nehmen. Wer über einen Ausrutscher im perfekt geplanten Auftritt lächeln kann, nimmt dem Spott den Wind aus den Segeln. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, auch wenn man eigentlich schimpfen oder heulen könnte.

 

Selbst vor einer schweren Erkrankung muss der Humor nicht kapitulieren: „Gut schaust du aus! 
– Danke! Werd's meinem Krebs weitersagen. Wird ihn ärgern.“ Der Lyriker Robert Gernhardt hat sich das Lachen bis zuletzt gegönnt. Sein Witz erleichtert es den Zuhörern, sich mit dem Dichter gegen das Unerträgliche zu verbünden. Gemeinsames Lachen – oder wenigstens ein Lächeln – mildert den bitteren Schmerz. Humor verbindet Menschen vielleicht stärker miteinander als jedes Mitleid.

 

Ob Gott auch selbst Humor hat? Oder wäre das unter seiner Würde? Das scheint eine heikle Frage. Wer Gott und Witz zusammenbringt, gilt schnell als respektlos, als Mensch, dem vermutlich nichts heilig ist. Aber „Gott muss Humor haben. Schließlich hat er die Menschen geschaffen”, hat mal jemand[1] gesagt. Gott hat die Menschen nicht nur erschaffen. Christen glauben, dass Gott selbst ein Mensch geworden. Sollte er dann etwa nicht lachen können, auch über Karikaturen und Witze?

 

Allein die Vorstellung, dass Gott in Jesus Mensch wurde, ist einigermaßen närrisch. Unser Gott – ein schreiender Säugling, ein trotziges Kind, ein jugendlicher Flegel? Das ist eigentlich zum Lachen. Aber eben nicht lächerlich. Denn Gott hat mit kindlichem Humor das allzu Würdevolle und Unnahbare überwunden. „Wir sind Narren um Christi willen“, hat schon der Apostel Paulus an seine Gemeinden geschrieben. Das Lachen gehört ins Zentrum des christlichen Glaubens.

 

Gott selbst im Himmel lacht, heißt es im 2. Psalm; er betrachtet die Könige und die Herren mit Humor, die sich zu wichtig nehmen und die sich überheben an ihrer Macht.

 

Ich glaube an einen Gott, der mit gütigem Blick und mit einem Lächeln an unserem Schicksal teilnimmt, trotz allem. Der uns Mut macht, wenn wir in Krisen geraten: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.” Und der dabei den Humor nicht verliert: Denn die Lage mag hoffnungslos scheinen, aber sie ist nicht ernst.

 

[1] Gilbert Keith Chesterton

31.03.2015
Pfarrerin Marianne Ludwig