Großes Herz

Wort zum Tage
Großes Herz
16.02.2016 - 06:23
11.01.2016
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit

„Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge“ – so lautet das Motto der Evangelischen Fastenaktion in diesem Jahr. Wer will, kann mitmachen in den sieben Wochen bis Ostern. Die ganze Passionszeit hindurch bewusst Verzichten auf das, was engherzig macht. Stattdessen: großzügig sein und zuversichtlich und mutig.

 

Ein großes Herz – Nie werde ich dieses Bild vergessen: ein winziger Punkt im Ultraschall. Monatelang trug ich einen Ausdruck davon auf hauchdünnem Papier in der Tasche bei mir als ein freudiges Hoffnungszeichen. So fängt unser Leben an. Mit einem winzigen Herz, das schlägt: 110 bis 150 mal pro Minute. Kräftig, unübersehbar und stark. Am Anfang des Lebens ist das Herz das Größte. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung vergewissern sich die werdenden Eltern davon, dass es ihrem Kind gut geht, indem sie dem Herzschlag lauschen. Das Herz ist die Verbindung zu dem kleinen Wesen im Bauch, das einerseits schon so nah ist und doch noch so fern. Jeder Schlag klingt wie ein Lebenszeichen: Ich bin da. Mir geht es gut!

 

Das Erwachsenenherz schlägt tonlos – jedenfalls nach außen hin. In der Regel wird ihm auch keine weitere Beachtung geschenkt, nur im Notfall. Das macht unser Zusammenleben manchmal schwierig. Da hört man nicht einfach, wie es dem anderen geht. Ob sein Herz gerade hüpft vor Freude oder sich zusammenzieht vor Angst. Ob es stark und kräftig schlägt, oder mutlos und verzagt. Da wäre es spannend, diesem verborgenen und lebenswichtigen Organ einmal mehr Beachtung und Aufmerksamkeit zu schenken – so wie zu Beginn des Lebens. Genau dazu lädt die Fastenaktion der Evangelischen Kirche in diesem Jahr ein: „Großes Herz“ – so lautet ihr Motto und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf diesen Muskel im Brustkorb, ohne den nichts läuft. „Sieben Wochen ohne Enge!“ sollen wir leben – seit dem Aschermittwoch, mit dem die siebenwöchige Fastenzeit begonnen hat.

 

Jede Woche startet mit einer biblischen Geschichte: Die Geschichte vom Zöllner Zachäus zum Beispiel, dem Steuereintreiber, bei dem Jesus sich überraschend selber zum Essen einlädt. Der Bibel folgt dann die Praxis: Lade selber wieder Gäste ein, ermuntert die Fastenaktion: Fremde, Freunde, Familie, Kollegen. Sei gastfreundlich, sei großzügig, begegne anderen mit offenem, weitem Herzen.

 

In meinem Kalender habe ich bereits einen Abend im Februar reserviert: Für ein Essen bei uns zuhause. Ich werde den großen Esstisch ausziehen, die guten Teller und Gläser eindecken und Tulpen vom Markt holen. Für einen Abend unter Freunden, bei dem einem das Herz aufgeht.

11.01.2016
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit