Zweites Leben

Wort zum Tage
Zweites Leben
15.02.2016 - 06:23
11.01.2016
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit

Seit diesem Tag im Februar damals vor fünf Jahren hat er zweimal im Jahr Geburtstag: einmal im Juli mitten im Sommer, wenn die Tage lang und hell sind – einmal im Februar, wenn es draußen trüb und dunkel und kalt ist. Dieser Februartag damals vor fünf Jahren hat sein Leben verändert. Sein Herz schlägt immer noch schneller, wenn er daran denkt.

 

Damals hatte es aufgehört zu schlagen. Er weiß noch genau, wie das war. Er war aufgestanden wie immer, hatte sich angezogen. War gerade dabei, die Krawatte zu binden. Da setzten plötzlich diese Schmerzen in der Brust ein. Gnadenlos. Instinktiv hatte er damals gespürt: Jetzt ist es zu Ende. Jetzt stirbst du.

 

Dass er mit Poltern zu Boden ging im Flur vor dem Schlafzimmer, dass seine Frau noch von unten rief, ob alles in Ordnung sei, daran konnte er sich später nicht mehr erinnern. Auch nicht an ihren panischen Gesichtsausdruck, als sie versuchte, ihn ins Leben zurückzurufen. Dann war sie plötzlich ganz nüchtern und klar, verständigte per Telefon die Feuerwehr: Ja, Verdacht auf Herzinfarkt. Kommen sie bitte schnell.

 

Da oben im Flur war er für mehrere Sekunden weg gewesen. Ein schwerer Infarkt. Herzstillstand. Weil die Rettungssanitäter damals so schnell kamen und ihn reanimieren konnten, ist er zurückgekommen. Sie haben ihn zurückgeholt. Sein Herz fing wieder an zu schlagen.

 

Im Februar muss er besonders daran denken. An die Zeit danach: Krankenhaus, Bypassoperationen, Reha. Die Angst als ständiger Begleiter danach. Bei jedem Engegefühl in der Brust die Panik, die aufsteigt bis heute.

 

Im Februar beginnt die Passionszeit. Der Weg Jesu führt nach Jerusalem. Es wird eng. Angst steigt in ihm auf. Am Ende wird er sterben in dieser Stadt. Sein Herz wird aufhören zu schlagen. Zwei Tage und Nächte ist er tot. Dann wird er zurückgeholt ins Leben. „Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten“, heißt es im apostolischen Glaubensbekenntnis. Ostern feiern Christen das Fest der Auferstehung Jesu. Nach Weihnachten eine Art zweiter Geburtstag.

 

Am dritten Tage auferstanden von den Toten. Seit dem Infarkt an diesem Tag im Februar weiß er, was das bedeutet. Er und seine Frau feiern diesen Tag seitdem als eine Art zweiten Geburtstag. Und jedes Jahr kommt eine Postkarte. Von dem Rettungssanitäter, der ihn zurückgeholt hat.

11.01.2016
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit