Neu anfangen

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Überall stehen sie rum. Kisten über Kisten. In den zurückliegenden Wochen gepackt und gestapelt, bereit, das Haus zu verlassen. Die Kisten sind vollgepackt mit allem, was zum Leben in den zurückliegenden 18 Jahren dazugehört hat. Und da hat sich einiges angesammelt. Von den vielen Büchern einmal abgesehen, sind da Dinge, die eigene Geschichten erzählen könnten, vom Anfang damals, dem Neustart als Pfarrer hier an diesem Ort in Grünheide, von der Geburt der Kinder, dem gemeinsamen Entdecken und Heranwachsen, unzähligen Begegnungen, von Sternstunden bis hin zu tiefen Krisen. Nun ist alles sortiert, verpackt und beschriftet für den Neuanfang als Klinikseelsorger in Berlin Neukölln und für uns als Familie im neuen Zuhause.

Manches kommt nicht mehr dorthin, wir haben es zum Verschenken bereitgestellt oder auch schlicht weggeworfen. Klar, auch dafür ist ein Umzug gut: dass man sich von Dingen trennt. Das meiste aber kommt jetzt mit an den neuen Lebensort und soll uns dort weiter dienen und Freude machen.

Neu anfangen, das ist mir nicht fremd. Ich erinnere mich gut an einschneidende Um- und Aufbrüche in meinem Leben. An den Herbst 1989, wo alles nach Veränderung roch, sich jede Faser in mir nach Erneuerung, nach Weite und Freiheit sehnte. Wie der Mut sich ausgebreitet hat und in Bewegung setzte - und mir den Rücken stärkte.

Wie schnell Veränderungen um sich greifen können!

Kein Jahr später folgte der Tag der Wiedervereinigung. Das ist heute genau 32 Jahre her.

Neu anfangen ist sozusagen biblische DNA – tief eingeschrieben in die Geschichte Gottes mit uns Menschen. Mit Abraham ruft Gott einen Menschen konkret heraus: „Mache einen Neustart in einem dir unbekannten Land, dass ich dir zeigen werde!“ Und Abraham traut den Worten, zieht los und fängt neu an. Ebenso wird Mose zum Neuanfang gedrängt, um sein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit zu führen. Die Bibel ist voll von Erzählungen, wie Menschen sich aufmachen, weil sie ihrer Sehnsucht trauen – und Gottes Versprechen trauen.

Wie wird mein Neuanfang sein?

So ein Umzug, hat seine eigene Dynamik. Da geht vieles gut, aber auch manches kaputt, anderes sucht man ewig. Viele Dinge bekommen einen neuen Platz und einiges wird stark an die vorherige Einrichtung erinnern. Gut so! Ich brauche beides, Vertrautheit und Veränderung.

Und wann komme ich am neuen Ort an? Ich meine, so richtig ankommen, mit Leib und Seele?

Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, so klingt es in mir an. Wer aufbricht, der kann hoffen, in Raum und Ewigkeit, die Türen stehen offen, das Land ist hell und weit.

Neue Wege sind gut, wenn sie Hoffnung in sich tragen: Ja, so soll es sein – hell und weit und bunt und voller Leben.

Es gilt das gesprochene Wort.