Petrus hat Träume

Wort zum Tage
Petrus hat Träume
14.03.2016 - 06:23
11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel

Wir hier drinnen und die da draußen, so orientieren wir uns. Mit dieser Unterscheidung werden wir groß. Auf Mutters Arm sind wir sicher. Niemand darf nach uns greifen. Der Kreis erweitert sich, wenn wir uns sicher fühlen und er wird kleiner mit jeder Verunsicherung.

 

Jesus gab seinen Leuten jene Sicherheit, die es ihnen erlaubte, sich zu öffnen und Grenzen zu überwinden. In der jüdischen Gesellschaft seiner Zeit bewahrte man Identität dadurch, dass man sich gegen die heidnische Welt abgrenzte.

 

Doch auch innerhalb der jüdischen Gesellschaft gab es viele Regeln, die den Zusammenhalt stärkten und Orientierung gaben. Dazu gehörten die Reinheitsgebote. Es gab Vorschriften über reine und unreine Speisen, es gab Regeln für den Umgang mit Fremden.

 

Es gab auch Anweisungen, wie mit Menschen umzugehen ist, die einem unreinen Beruf nachgingen. Das Handwerk des Gerbers zum Beispiel galt als unrein, von ihm hielt man sich fern. Der Gerber bearbeitete Tierhäute. Das war im Sinne des Wortes ein schmutziges Handwerk. Es stank in seiner Umgebung, er kam mit Tod und Verwesung in Berührung. Undenkbar war es für einen frommen Juden, im Haus eines Gerbers einzukehren.

 

Von Petrus wird erzählt, dass er genau dies tat, dass er auf seinen Missionsreisen bei Simon, dem Gerber Quartier nahm. Diese beiläufige Bemerkung markiert einen Wendepunkt. Jeder Jude verstand was Petrus mit diesem Tabubruch ausdrücken wollte: Die Reinheitsvorschriften dürfen nicht dazu führen, dass Menschen ausgegrenzt werden. Der Gerber gehört mitten hinein in den Kreis der Jesusjünger ohne jede Einschränkung.

 

Doch wie weit darf man den Kreis ziehen, ohne dass man seine Identität gefährdet? Diese bange Frage  bewegte auch Petrus. Der Gerber gehört dazu, so hat er Jesus verstanden, aber wie steht es mit den Fremden, mit den Nichtjuden?

 

In einem Traumbild klärte sich seine Unsicherheit. Petrus träumte, dass ihm vom Himmel Tiere auf einem Leinentuch serviert wurden, die solle er essen. Er aber weigerte sich, denn auf dem Tuch waren neben den reinen auch unreine Tiere. Daraufhin hörte Petrus eine Stimme aus dem Himmel, die ihm sagte: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht  unrein.“ Durch diesen Traum war Petrus dann ermutigt, sogar einen römischen Offizier zu taufen, der ihn darum bat. Das Fremde mussMon ihn nicht mehr ängstigen. Es gibt keinen Grund, der Liebe Gottes Grenzen zu setzen, das hatte Petrus begriffen.

11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel