Petrus auf dem Gipfel

Wort zum Tage
Petrus auf dem Gipfel
15.03.2016 - 06:23
11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel

Es gibt diese Momente, da stimmt einfach alles, der Ort, die Leute. Es fallen die richtigen Worte. Für solche Augenblicke lohnt es sich zu leben. Da öffnet sich der Himmel.

 

Der Apostel Petrus hat so etwas zusammen mit Jesus auf  dem Berg Tabor erlebt. Petrus sagt , kommt und lasst uns Hütten bauen, hier  wollen wir bleiben. Die Welt ist eingetaucht in glänzend weißes Licht. Die Verheissungen der Vorfahren finden in Jesus ihren Vollender, die ganze Geschichte ergibt plötzlich einen Sinn. Die Suche  hat ein Ende, hier will Petrus bleiben.

 

Tabor – der Name des Berges  leitet sich von dem hebräischen Wort Tabbur ab. Das heißt Nabel. Der Nabel der Welt – genau hier ist das Zentrum, an dem das wahre Leben seinen Ort hat. Verständlich, dass Petrus sich hier niederlassen will. Doch Jesus sagt: Nein. Er muss weiter ziehen, herab vom Berg Tabor zum Hügel Golgatha, vom Nabelberg zur Schädelstätte.

 

Das ist verstörend, aber so geht es vielen Menschen. Gipfelerlebnisse auf dieser Welt sind nicht von Dauer.  Doch sind es genau diese Sternstunden, die uns Orientierung geben. Der Fluss der Zeit ist unterbrochen, die gewohnte Ordnung bekommt einen Riss. Dahinter aber erkennt man die wahre Ordnung der Welt, man sieht was einem sonst verborgen ist. Alles erstrahlt in großer Klarheit und man begreift, was die Welt im Innersten zusammenhält. Petrus erlebt auf dem Berg Tabor Gottes bedingungsloses „Ja“ zur Welt.

 

Aber nach dem Gipfelerlebnis geht es zurück in die Ebene. Man steht wieder auf dem Boden einer vielfach gebrochenen Realität. Die Erinnerung aber bleibt. Und die Botschaft des Himmels war eindeutig: Auf die Liebe kommt es an, auf nichts sonst, sie ist stärker als der Tod.

 

Später wird Petrus klar: Weil Jesus die Gottesnähe am Berg Tabor erfahren hat, konnte er die Gottesferne auf Golgatha ertragen. Am Ende seiner Mission, am Himmelfahrtstag, steht Jesus auf dem Ölberg, wieder umstrahlt ihn glänzend weisses Licht. Alle können es sehen, die Liebe hat gesiegt, Jesus lebt.

 

Die Erinnerung an diese Gipfelerlebnisse trägt Petrus durch sein Leben.

 

Ließe sich Petrus von den Tiefpunkten seines Lebens bestimmen, von seinem Verrat, von seiner Ängstlichkeit und seinem aufbrausenden Naturell? – dann  würde er ein kleines verzagtes Leben  führen.

 

Petrus aber besinnt sich immer wieder auf die Tage, an denen sich ihm der Himmel öffnete und er die Kraft selbstloser Liebe spürte.

 

Entscheidend ist, dass du nicht verzagt reagierst, wenn es darauf ankommt, sondern dass du dich leiten läßt von den großen Momenten deines Lebens!

11.01.2016
Pfarrer Jörg Machel