Sendung zum Nachhören
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Lieber T.,
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Lieber! Du bist wieder älter geworden und weiser und interessanter. Und es wird besser – das mit dem ‚Interessanter-Werden’.
Ich weiß, Dir macht das zu schaffen. Jede neue Zahl hinter der fünf wirkt für dich immer bedrohlicher. Und dass bald die sechs vorn dran steht, macht Dich erst recht nervös. Mich nicht. Ich kann mir dich gut vorstellen als Senior. Keine Angst, es ist noch ein bisschen hin. Und außerdem: So ist das doch. Wir verändern uns. Wir können nicht den besten Zustand einfrieren. Weil wir auch nicht wissen, wann der beste ist.
Deine Sprüche von wegen, du seist ein alter Mann, sind nur halb kokett. Auch halb fatalistisch. Das höre ich wohl. Und – zugegeben, da gibt es Momente, in denen ich denke: Himmel, da wirkst du kurz etwas zu festgelegt, zu fertig, ich möchte fast sagen: altersstarr. Aber du und ich – wir sind doch jung. In unseren Herzen, in unseren Seelen. Uns steht noch so viel offen.
Stell dir vor, du schaffst es bis 90. Keine Widerrede! Das ist doch heute keine Seltenheit. Also stell es dir einfach vor. Du schaffst es also noch satte 33 Jahre. So viel Zeit. Das ist doch kein Klacks. Da kannst du noch richtig etwas stemmen. Und etwas erwarten vom Leben. Und von dem Lebendigen. Stell dir das gleich mit vor: Es gibt jemanden, der dich hier will. Der dich hierher gesetzt hat. Der übrigens auch gemacht hat, dass wir uns kennenlernen, uns befreunden. Jetzt hier zusammen unterwegs sind. Was wird er sich mit dir gedacht haben? Und du denkst, du bist ein alter Mann? Etliche große Männer und Frauen der Bibel waren steinalt. Und offenen Herzens. Und es konnte richtig etwas mit ihnen passieren. Große Geschichten.
Also begrab dich nicht vor der Zeit. Zu dieser Beerdigung jedenfalls komme ich nicht.
Aber zu einer Geburtstagsfeier, auf der wir auf das Leben anstoßen. Und auf die Kraft, die da ist, und die uns zuwächst mit neuen Aufgaben.
Ich weiß: Dein Alltag frisst dich gerne auf. Und dein Radius ist manchmal recht klein. Deine Dörfer, die kleine Stadt. Deine Leute. Der viele Papierkram. Es sind zu viele Aufgaben. Permanent. Und ich weiß, dass du deine Arbeit liebst und dass du deine Sache sehr, sehr gut machst, dass du vielen Leuten etwas bedeutest. Aber erwarte nicht, dass der Horizont deiner Bezirksgrenze der Horizont deines Lebens ist. Erwarte, dass Wege viel weiterführen.
Die Dinge bewegen sich, sie verändern sich. Wir verändern uns. Ich weiß, so sieht es meist nicht aus. Aber nur, weil wir Scheuklappen aufhaben und weil wir auf die Füße gucken, nicht auf den Horizont.
Das wünsche ich Dir: Öfter mal Zeit zu haben, die Augen auf Horizont einzupegeln. Zu schauen, was da kommt. Wer dir entgegen kommt. Und wohin dein Herz dich zieht.
Der dich hier wollte, ist die Stärke in deinem Herzen.
Du kannst große Schritte tun.
Deine U.
Es gilt das gesprochene Wort.