Yippieyayeah, Schweinebackenzellen!

Wort zum Tage
Yippieyayeah, Schweinebackenzellen!
24.10.2019 - 06:20
29.08.2019
Eberhard Hadem
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Wasser ist Leben – das gilt auch bis in den Flüssigkeitshaushalt des eigenen Körpers hinein. Es ist das Grundelement für alle funktionstüchtigen Zellen im Körper.

Wegen einer Erkrankung musste ich ins Krankenhaus. Während einer Infusion hatte ich ein besonderes Erlebnis. Es ging mir körperlich und seelisch gar nicht gut. Ich hatte das Gefühl, ich stecke in einem tiefen dunklen Loch. Als das Medikament durch die Kanüle in mich hineinfloss, hatte ich eine Art Wachtraum. Ich sah mich selbst auf einem weißen Baustein meines Medikaments wie auf einem blitzschnellen Surfboard in meinen Blutbahnen dahinsurfen. Um mich herum ein Rauschen, mit dem ich mich selbst durch die Windungen und Zellen meines Körpers bewegte. Ich hatte eine Menge Spaß, auf diesem chemischen Baustein den kranken Zellen entgegen zu surfen. Ich stellte mir vor, wie das Medikament ganz feinstofflich in alle meine Zellen strömt und fließt. Wie es kranke Zellbestandteile herausspült und so dazu beiträgt, dass neue gesunde Zellen entstehen. Ich dachte an die kranken Zellen, zu denen ich unterwegs war und schrie ihnen entgegen: ‚Yippieyayeah, ihr Schweinebackenzellen, ich komme und mache euch fertig!‘

Ein herrlich kindlicher Wachtraum, den ich da hatte! Als ich jemandem davon erzählte, lächelte dieser müde über mich und meinte, das seien Allmachtswünsche, geboren aus der Ohnmacht eines Kranken, vermischt mit Action-Kino à la Bruce Willis. Wirklich helfen würde nur die Chemie des Medikaments.

Und ich dachte: Du Schlaukopf hast überhaupt nicht verstanden, wie wichtig es für mich ist, dass ich selber an dem Heilwerden der kranken Zellen in mir mitwirken kann. Das Herumsurfen in meinem Körper ist für mich eine Metapher dafür, dass ich mich selber brauche; dass ich aktiv werde und etwas für mich tun kann. Ich will nicht darauf warten, dass ein chemischer Wirkstoff mich irgendwann gesund macht, sondern ich selber bin beteiligt, mit meiner kleinen Macht – Yippieyayeah, ihr Schweinebackenzellen!

Womöglich finden manche albern, was ich da erzähle. Wahrscheinlich gibt es kranke Menschen, denen das keine Hilfe ist, die es eher bitter auflachen lässt. Dennoch: Mich hat mein Wachtraum aus dem passiven Ertragen meines Krankseins befreit und lebendig gemacht. Der Prophet Jeremia (31,12) erinnert an ein Versprechen Gottes, dass die Seele des Menschen sein wird wie ein wasserreicher Garten. Dieses Bild der Bibel begleitet mich seitdem und verströmt seine Kraft. Durch meinen Wachtraum habe ich besser verstanden, was Verwandlung ist: Ich öffne mich, ich werde aktiv, damit das passieren kann: Ich werde verwandelt.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

29.08.2019
Eberhard Hadem