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Jede Liebe segnen
Zum Valentinstag
13.02.2025 06:35

Valentin, der Namensgeber des Valentinstags am 14. Februar, hat Paare gesegnet, die er eigentlich nicht hätte segnen dürfen. Ein Vorbild bis heute. 

 
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Morgen ist Valentinstag: Liebende schenken sich Rosen, Narzissen und Tulpen. Oder Schokolade. Oder genießen Sekt, Essen gehen und Zärtlichkeit. Manche gehen in eine Kirche, um ihre Liebe segnen zu lassen.
Den Namen hat der Valentinstag von einem Christen namens Valentin, der im dritten Jahrhundert gelebt hat und an einem 14. Februar gestorben ist. Von dem, was wir über ihn wissen, ist vieles Legende, fromme Erzählung. Historisch ist manches unklar und widersprüchlich. Aber die überlieferten Geschichten sind schön.
Eine dieser Geschichten ist diese: Im dritten Jahrhundert war das Christentum teils verpönt, teils verfolgt. Römischen Legionären war es verboten, Christ zu sein und nach christlichem Ritus zu heiraten. Deshalb hat der Heilige Valentin römische Legionäre heimlich getraut. Und er soll den Paaren Blumensträuße aus seinem Garten geschenkt haben.
Egal wie historisch diese Erzählung ist: Sie berührt mich. Ein Kirchenvertreter folgt seinem Gewissen und seinem Herzen. Er setzt sich über die Vorgaben anderer hinweg, um Liebende im Namen Gottes zu trauen und zu segnen.
Wenn Menschen bei ihrer Kirche um Gottes Segen bitten – wer ist denn die Kirche, dass sie das verweigern darf?
Ich weiß von vielen, die das erlebt haben: Sie sind zu Kirchenvertreterinnen und -vertretern gegangen und wurden abgelehnt, weil die Partnerin die zweite Ehefrau ist. Weil zwei Männer angeblich nicht heiraten dürfen und queere Liebe angeblich Sünde ist. 
Die beiden großen Kirchen in Deutschland sind weite Wege gegangen, um sich zu öffnen. In vielen Kirchengemeinden werden morgen Gottesdienste mit Segen für alle, die sich lieben, gefeiert, oft auch ökumenisch.
Am Valentinstag folgen Pfarrerinnen, Priester und andere Geistliche dem Beispiel des Heiligen Valentin: Liebende segnen, einfach deshalb, weil jede Liebe Segen braucht und Schutz und Stärkung verdient. Und weil niemand, auch keine Kirche, die je eigene Liebe beurteilen oder gar verurteilen kann. Mit jedem Menschen, mit jeder Lebens- und jeder Liebesgeschichte geht Gott einen eigenen persönlichen Weg. Davon bin ich überzeugt.
Ich feiere morgen den Valentinstag zusammen mit Schwester Serafina. Schwester Serafina ist eine queere Nonne. Bürgerlich ist sie ein Mann mit männlichem Vornamen. Morgen wird sie als Schwester mitfeiern, das Gesicht oberhalb des Bartes weiß geschminkt. Lippenstift, Lidschatten. Auf dem Kopf eine Nonnenhaube, die wie ein Turban aussieht. Serafina gehört zu den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz. Perpetuell heißt ewig. Und Indulgenz bedeutet Vergebung, Milde, Nachsicht, Lebensfreude.
Diese Schwestern gehören zu keiner Kirche, sie sind ein selbstgegründeter Orden. Sie bezeichnen sich als "bunt, spirituell, aktivistisch und ein bisschen verrückt", und vor allem: Sie verbreiten Freude. 
Mir und vielen anderen zaubern sie ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich sie in ihrer bunten Ordenstrachten auf den Straßen sehe, beim Christopher Street Day und anderen Festen, auch bei den Veranstaltungen und Demos für die Demokratie, die gerade stattfinden. Ihr selbst gewählter Ordensname steht für Eigenschaften, die zum Christentum gehören. Perpetuelle Indulgenz: Vergebung, Milde, Nachsicht, Lebensfreude. 
Das sind gute Zutaten für jede Beziehung. Dem anderen, der anderen Fehler nicht ewig nachtragen. Stattdessen miteinander darüber reden und einander vergeben. Sich nicht über jede Kleinigkeit aufregen, lieber nachsichtig sein. Der Alltag, auch der Beziehungsalltag ist oft stressig genug. Da tut Milde gut. Und nicht zuletzt: Lebensfreude! 
 

Es gilt das gesprochene Wort

 

 

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