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"Grüß alles von mir, was ich so liebte"
Cato Bontjes van Beek - Widerstand und Glaube
10.02.2025 06:35

"Leben will ich, leben, leben", schreibt Cato Bontjes van Beek. Sie war 22, als die Nazis sie wegen ihres Widerstandes gegen Hitler hingerichtet haben. Ihr Glaube an Gott war eine Quelle für ihren Mut.

 
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"Leben will ich, leben, leben." Unter diesem Titel fand am Wochenende in einer Münchner Innenstadtkirche eine Konzertlesung statt. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Es geht um eine junge Frau, Cato Bontjes van Beek. Ihre Geschichte hat mich berührt.

Cato Bontjes van Beek wird 1920 in Bremen geboren. Die Mutter ist Tänzerin, der Vater Keramiker. Sie wächst in der Künstlerkolonie Worpswede / Fischerhude auf. Die Eltern gelten im Dorf als links. Sie lassen ihre Kinder nicht taufen. Cato entwickelt selbst Interesse am Glauben. Sie sorgt dafür, dass sie und ihre Geschwister getauft werden. Mit elf zieht sie zu Verwandten nach Amsterdam, mit 17 geht sie als Au-pair nach Großbritannien. Dort entdeckt sie ihre Liebe zum Segelflug.

Ein Jahr später kehrt sie nach Berlin zurück und beginnt eine Ausbildung als Keramikerin in der Werkstatt ihres Vaters. Mit ihm spricht sie viel über die politische Lage – es ist das Jahr 1938. Es geht darum, wie man den Nazis etwas entgegensetzen kann. Cato sagt zu ihrem Vater: "Ihr Alten redet nur – dann müssen wir Jungen es eben tun."

In Berlin lernt sie ihren Freund, den Journalisten Heinz Strehlow kennen. Und über ihn die sogenannte "Rote Kapelle", eine Widerstandsgruppe gegen Hitler. Die Rote Kapelle unterstützt Menschen bei der Flucht ins Ausland, sammelt Material über Verbrechen der Nationalsozialisten und sucht Kontakte zu anderen Oppositionellen.

Es ist das Jahr 1942. Cato hilft mit, Flugblätter herzustellen und zu verbreiten. Auf einem steht: "Niemand kann mehr leugnen, dass sich unsere Lage von Monat zu Monat verschlechtert. Ein Endsieg des nationalsozialistischen Deutschland ist nicht mehr möglich. Hitler geht unter, ebenso wie Napoleon untergegangen ist. Wer die Zukunft des Volkes weiterhin mit dem Geschick Hitlers gleichsetzt, begeht ein Verbrechen."

Das Flugblatt verschickt Cato an prominente Nazis. Cato wird verhaftet. Und zum Tod verurteilt. "Grüß alles von mir, was ich so liebte", schreibt sie in einem Brief an ihre Mutter, kurz nach ihrer Verurteilung. "Grüß alles von mir, was ich so liebte" – die Natur, Bücher, das Segelfliegen, die Menschen, die Freiheit. "Leben will ich, leben, leben", schreibt Cato. Mit 22 Jahren wird sie hingerichtet am 5. August 1943 in Plötzensee.

Im Totenbuch der Kirche in Fischerhude ist bei ihrem Namen ein Bibelwort aufgeschrieben, das Cato wichtig war, aus dem ersten Johannesbrief: "Furcht ist nicht in der Liebe. Sondern die Liebe treibt die Furcht aus." (1. Johannes 4,18) Daraus hat Cato offenbar Kraft gezogen für ihren Widerstand, aus der Liebe Gottes, aus der Liebe zur Freiheit, aus Liebe zu den Menschen.

Ich höre die Geschichte der Cato Bontjes van Beek und bin beeindruckt, wie die 22-Jährige den Mut zum Widerstand gegen die Nazis hatte. Und vielleicht hat auch ihr Glaube sie dafür stark gemacht. Der Glaube an die Liebe, die die Furcht austreibt.

Widersprechen, Widerstand leisten, nicht nur reden, sondern tun, damit hat Cato ihr Leben riskiert. Wir haben das Glück, in Demokratie und Freiheit zu leben. Trotzdem brauche ich diese Kraft der Liebe, die die Furcht austreibt. Vor der Bundestagswahl gibt es viele polarisierte, zum Teil aggressive Debatten. Ich habe den Eindruck, viele sind chronisch erschöpft, überlastet, ausgelaugt, gereizt. Wenn ich die Nachrichten höre oder mich durch die sozialen Netzwerke außerhalb meiner eigenen Bubble durchklicke, dann sehe ich viel Grund zum Fürchten.

Furcht ist nicht in der Liebe. Für Cato war das eine Ressource für ihren Mut, bei dem zu bleiben, was sie so liebte, und dafür einzutreten.

Es gilt das gesprochene Wort

 

 

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