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Beim Abendmahl mit Brot und Wein heißt es oft: "Schmeckt, wie freundlich Gott ist." Wie schmeckt das genau?
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"Schmeckt und seht, wie freundlich Gott ist." Das steht in der Bibel. In einem Psalm. Es wird in der Kirche oft beim Abendmahl zitiert, und ich höre es gern: Schmeckt und seht, wie freundlich Gott ist. Und wie schmeckt das genau?
Dazu gab es vor ein paar Jahren ein Experiment: Paula Bosch, Sommelière in einem Münchner Sterne-Restaurant, sollte die Weine beurteilen, die am Sonntag zum Abendmahl in einigen ausgesuchten großen Kirchen verwendet werden.
Gespannt lese ich die Ergebnisse. Da ist einmal französischer Likörwein: "Wenig Aroma, verhaltener Duft. Wirkt tot. Fettig und dumpf." Anderswo gibt’s einen Silvaner: "Rosinig. Fett. Breit. Überlagert. Bitter im Abgang, ich bedaure den Pfarrer, der das trinken muss." Über den Wein, der am besten abschnitt, sagt sie: "Vordergründiger Petrolgeruch, würzig, unterlegter Bodensatz." Und das Fazit: "Der Herrgott hat in meinen Augen doch Besseres verdient!" (Zitat nach Anselm Schubert, Gott essen).
Beim Abendmahl feiern Christinnen und Christen, dass sie in einer besonders dichten und intimen Weise mit Gott verbunden sind. Gott, Jesus Christus, das hat etwas mit diesem Brot und diesem Wein zu tun. Und das, was ich esse und trinke, das schmeckt - so oder so.
Die Bibel erzählt: Als das Volk Israel mit Mose durch die Wüste wandert, gibt es nichts zu essen. Die Menschen hungern und klagen: Wären wir nur in Ägypten geblieben, dort hätten wir Fleisch und Brot genug gehabt. Da sagt Gott: Ich sehe eure Not. Ihr bekommt zu essen, Fleisch und Brot. Ihr sollt essen und inne werden, dass ich Gott bin.
Und am Abend kommt Fleisch, Wachteln, mitten in der Wüste, ein Wunder. Und am Morgen kommt… nicht Brot, wie man es kennt, sondern Tau, Reif, kleine weißliche Kugeln, die süß schmecken. Brot, das vom Himmel kommt ….Man-hu?, fragen die Israeliten auf Hebräisch. Was ist denn das? Von dieser Frage Man-hu kommt der Name dieses besonderen Brotes: Manna. Eine Speise vom Himmel. Ein seltsames Brot, das eine Frage ist, nämlich in meine Tiefe hinein: Was ist denn das? Was bist du für mich? Wonach schmeckst du für mich?
Ihr sollt essen und inne werden, dass ich Gott bin. An diesem Satz bleibe ich hängen. Als evangelischer Mensch habe ich gelernt: Ich kann Gott hören, durch Worte aus der Bibel, durch eine Predigt, die mich anrührt. Der Glaube kommt vom Hören. Doch das Hören ist nicht der einzige Weg, um Gott zu erfahren. Auch beim Essen kann ich verinnerlichen: Gott ist da, hier und jetzt.
Auch das Essen und Trinken, das Schmecken und Riechen sind Wege Gottes zu uns. Deshalb ist das Abendmahl ein Zentrum des christlichen Gottesdienstes. Und darum ist man in vielen Gemeinden sehr sensibel für die Frage: Welches Brot und welchen Wein nehmen wir zum Abendmahl? Roter oder weißer Wein? Mit Alkohol oder ohne? Brot aus der Bäckerei oder liturgisches Brot? In anderen Erdteilen nimmt man Fleisch und Saft der Kokosnuss oder Fanta, wenn es keinen Wein gibt. Gott schmeckt und riecht in jeder Kultur anders.
Gott schmeckt auch in jeder Biografie anders, ganz persönlich. Für mich schmeckt Gott nach Hostie, dieses kleine runde liturgische Brot – wie bei meinem ersten Abendmahl zur Konfirmation. Wir Konfis waren sehr aufgeregt: Wie schmeckt denn dieses weiße Ding, von dem es heißt: "Christi Leib für dich gegeben." Was ist das eigentlich? Man hu?
Die Überraschung ist: Die Hostie schmeckt nach nichts. Für mich bedeutet das heute: Gott schmeckt nicht nach etwas, so oder so, mal besser, mal schlechter, je nach Geschmack, je nach Brot oder Weinsorte. Was nach Gott schmecken soll, schmeckt eher – leer, nach Nichts, nach Leerstelle. Essen, trinken, inne werden, dass Gott für mich da ist,
Christus in mir. Man-hu? Was bedeutet das für mich?
Es gilt das gesprochene Wort.