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Born to Run
Ein Song zum Weglaufen und Ankommen
08.10.2025 06:35

"Ein Album mit spiritueller Hoffnung", so hat Bruce Springsteen "Born to Run" genannt. Der Song und das gleichnamige Album sind vor 50 Jahren erschienen. 
 

Sendetext nachlesen:

Schlagzeug, Gitarre, Klavier und Saxophon. Alle gemeinsam. Volle Wucht. So beginnt "Born to Run" – Titelsong des gleichnamigen Albums von Bruce Springsteen, erschienen vor genau 50 Jahren. Es sind Lieder mit spiritueller Hoffnung, sagt der US-Musiker selbst (354). Ein Meilenstein. Und der internationale Durchbruch für den Songwriter aus Freehold New Jersey. 

Jedes Mal, wenn ich die Platte auflege, packt es mich. Thunder Road, Backstreets, Born to Run. Die Lieder erzählen Geschichten von kleinen Helden, einfachen Menschen. Dem Autoschrauber, der 16-jährigen Schwangeren, gefangen in der Enge ihrer Stadt, von Konventionen und Konfessionen. 

Der Titelsong "Born to Run" ist Dreh- und Angelpunkt des Albums. Mit ihm startet die Rückseite. Donnernd, zornig. Geboren, um abzuhauen, durchzubrennen.

Musik – Sprung from cages on Highway 9 / Chrome-wheeled, fuel-injected / And steppin’ out over the line / Baby this town rips the bones from your back / It’s a death trap, it’s a suicide rap / We gotta get out while we’re young / ‘Cause tramps like us, baby we were born to run ...  

"Am Tage schwitzen wir's aus, jagen nachts in Schrottkarren durch die Viertel raus auf den Highway. Liebes, diese Stadt ist eine Todesfalle. Wir müssen hier raus, solange wir noch jung sind." In Zeilen wie diesen spiegelt sich das Leben von Bruce Springsteen: Kindheit und Jugend in der Kleinstadt Freehold, katholische Erziehung, Unverstandensein. Er will nicht ins Stahlwerk, sondern Musik machen, raus in die Welt. 

Springsteens Geschichte ähnelt der des verlorenen Sohnes, von dem Jesus in der Bibel erzählt. Da bricht auch ein junger Mann auf, lässt sich sein Erbe auszahlen und zieht in die Welt. Bruce Springsteen verlässt nach der Schule die Zehntausend-Einwohner-Stadt Freehold. Ihm ist alles zu eng. Doch anders als der Protagonist aus Jesu Gleichnis macht der Musiker das ohne finanzielles Polster. Bloß mit der Gitarre und diesem Willen, es zu schaffen. 

Springsteen lebt jahrelang von der Hand in den Mund. Seine Lieder sind Momentaufnahmen des US-amerikanischen Alltags, ungefiltert, fotorealistisch. Er sagt selbst: "Meine Texte haben sehr viel Christliches in sich. Verdammnis, Erlösung, Transzendenz."* Als der große Erfolg kommt, ist Bruce Springsteen 25. Alle Türen stehen offen. Dennoch bleibt er rastlos, lebt mal hier und dort, flieht, bevor Beziehungen ernst werden könnten, kommt nie an – weder an einem Ort noch bei sich selbst. 

Anders die kleinen Helden aus "Born to Run". Sie machen es wie der verlorene Sohn. Sie kehren Jahre später mit dem Album "Darkness on the Edge of Town" zurück. Aber nicht, um die Verhältnisse, aus denen sie geflohen sind, zu akzeptieren: Sie wollen sie verändern. 

Musik – The highway’s jammed with broken heroes / On a last chance power drive / Everybody’s out on the run tonight / but there’s no place left to hide / Together, Wendy, we can live with the sadness / I’ll love you with all the madness in my soul ... 

"Eines Tages, Liebes, finden wir unseren Platz, werden in der Sonne spazieren gehen." Mit Anfang 40 folgt Bruce Springsteen seinen Helden. Er macht das, was der verlorene Sohn tut, was seine Lieder schon vorbereitet haben: Er kehrt zurück, lebt heute nahe seiner Heimatstadt, findet hier, was er so lange überall gesucht hat. 

Gereift, verändert und bereit, sich zu binden und die Dinge zu ändern, die ihn klein gemacht haben. Springsteen sagt: "So komisch es klingt: Ich habe ein persönliches Verhältnis zu Jesus. Er ist nach wie vor einer meiner Väter. Ich glaube fest an seine Liebe, an seine Fähigkeit zu retten." Diese Worte finden sich im ersten Kapitel seiner Autobiografie, die genauso heißt wie sein großes Album. Born to Run. Geboren, um davonzulaufen, um loszulassen, um anzukommen.

Es gilt das gesprochene Wort.
 

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