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Sendung zum Nachlesen:
Gestern war die Delegation bei Bundeskanzler Olaf Scholz, heute wird sie beim Bundespräsidenten vorstellig. Und selbst der Papst hat sie schon empfangen. Offensichtlich ist es eine wichtige Delegation, die da würdevoll empfangen wird. Die Rede ist nicht vom Besuch einer fremden Regierung, nicht von Diplomaten oder berühmten Menschen, sondern von Kindern. Sternsinger werden sie genannt, die meisten von ihnen sind zwischen 12 und 17 Jahren alt.
Schon seit 500 Jahren gibt es diese Tradition: Kinder ziehen zu Epiphanias von Haus zu Haus, um den weihnachtlichen Segen weiterzutragen. Verkleidet als orientalische Könige erinnern sie an die Weisen aus dem Morgenland in der biblischen Weihnachtsgeschichte (Mt 2,1). Die Mädchen und Jungen singen Lieder, malen mit Kreide einen Segen an die Haustür und sammeln Spenden. Am Anfang half das armen Familien, nach der Reformation mussten sich Klosterschüler auf diese Weise ihr Schuldgeld sozusagen selbst ersingen. Inzwischen sammeln die Sternsinger nicht mehr für sich, sondern für andere Kinder. In jedem Jahr steht ein bestimmtes soziales Projekt im Mittelpunkt, in diesem Jahr für Kinder in Indonesien, die unter Gewalt und Armut leiden.
Dass sich Kinder für andere Kinder einsetzen, dass sie ihnen helfen, ist schon mal eine gute Sache. Aber genauso wichtig wie die Spenden, die sie bekommen, ist das, was die Sternsinger bringen! Die Buchstaben C, M und B, die sie an die Türen schreiben, sind eine Abkürzung für die Worte: „Christus mansionem benedicat“ - „Christus segne dieses Haus!“
Die Sternsinger bringen also Segen, für die einzelnen Menschen, ja für das ganze Haus, für alle die darin leben. Und sie schreiben das über die Tür. Eine Geste, die deutlich macht: Du bist auf den Segen angewiesen. Es gibt etwas Höheres, dem du dein Leben verdankst. Denke nicht, dass die Zukunft allein in deinen Händen liegt. Du kannst planen und Entscheidungen treffen; du kannst dich mühen und sorgen; du kannst dich auch in deiner Hilfsbereitschaft von dieser Sorge um andere Menschen leiten lassen – aber was letztlich daraus wird, das liegt nicht allein in deiner Hand. Nimm dich deshalb nicht so wichtig, du bist nicht allmächtig.
Und auch der Ort, auf den der Segen geschrieben wird, der Türsturz, ist wichtig: Das ist der Balken, auf dem alles lastet, der das Gewicht ableiten soll, damit der Zugang nicht einstürzt.
Ich weiß nicht, ob die Sternsinger bei ihrem Besuch im Bundeskanzleramt die Segensformel auf den Türsturz gemalt haben, sinnvoll wäre das aber schon. Auch Politiker brauchen für ihre Aufgaben diesen Segen. Und dass er von Kindern überbracht wird, hat einen besonderen Wert: Sie sind es, die mit Recht in die Zukunft weisen. Es ist vor allem ihre Zukunft, die die Erwachsenen jetzt gestalten. Sie wollen ihnen vertrauen können.
So wäre es gut, wenn die Sternsinger vor allen Ministerien singen würden. Die Buchstaben C, M und B auf dem Türsturz der Ministerien würden deutlich machen: Ja, wir wollen der Verantwortung gerecht werden. Weil wir auf den Segen vertrauen, der allen gleichermaßen gilt.
Und sogar Papst Franziskus haben die Sternsinger besucht. Gerade der Papst, der doch sonst selbst für den Segen steht, empfing die Kinder. Ihre Botschaft „Christus segne dieses Haus“ gilt offenbar auch dem Vatikan. Und Papst Franziskus übergaben sie ein Freundschaftsband. So eines, wie Kinder und Jugendliche es um das Handgelenk tragen. Ihr Freundschaftsband hatte die Farben blau und gelb. Es kam von Kindern in der Ukraine und verbindet in der Hoffnung auf Frieden.
„Boten für eine bessere Welt“ werden die Sternsinger auch genannt. Weil sie den Segen des Einzelnen in eine unmittelbare Verbindung zur Sorge für die anderen stellen. Ich finde, das ist ein hoffnungsvolles Zeichen, wirklich ein Segen.
Ihre Segenswünsche können Sie mit uns teilen – auf Facebook unter „Evangelisch im Deutschlandradio“.
Es gilt das gesprochene Wort.