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Ich hab ein neues Wort gelernt: Glimmer.
Glimmer – das klingt wie eine Mischung aus Glamour und Glitzer, also ganz schön schön. Eigentlich ist Glimmer eine schimmernde Gesteinsart. Aus der Welt der Steine ist der Begriff in die Psychologie gewandert. Auch dort geht es um schön Schimmerndes.
Glimmer meint das Gegenteil von Trigger. Ein Trigger löst negative Gefühle aus. Etwas erinnert an eine traumatische Situation, an ein furchtbares Erlebnis. Ein Trigger kann sein, wie sich jemand bewegt oder wie etwas riecht. Auch eine bestimmte Melodie kann triggern oder das Hintergrundgeräusch von damals. Sogar wenn eine bestimmte Blume zu blühen beginnt…und mit einem Mal ist alles Schwere wieder da.
Beim Glimmer ist es genau andersrum. Der Glimmer erinnert mich an etwas Schönes, macht mich ruhig, glücklich, entspannt. Das alles hat etwas mit unserem Nervensystem zu tun. Ein bestimmter Nerv, der Vagusnerv, versorgt den ganzen Körper mit der schönen Stimmung – und das tut gut, klar.
Wenn es nun Triggerwarnungen gibt, könnte es doch auch so etwas wie Glimmer-Hinweise geben. „Achtung, das Folgende könnte Glücksgefühle bei Ihnen auslösen.“ Allerdings: Für jede und jeden glimmert etwas anderes. Es tut gut, das zu entdecken. Was ist es bei mir, was weckt in mir so etwas wie Wohlgefühl, Glück?
Mir fällt ein: Wie die Amsel singt am frühen Morgen vor dem Küchenbalkon oder auch am Abend. Die setze ich bei mir zurzeit auf Glimmer-Platz Nummer Eins.
Oder wenn ich am Chiemsee auf das Schiff steige und das Ufer der Fraueninsel und ihr Kirchturm immer näherkommen. Bilder von den Enkelkindern auf meinem Handy. Glimmer. Oder: Das Geräusch, wenn mein Mann ganz spät heimkommt und ich die Wohnungstür höre – wieder da, alles gut.
Und auch in der Bibel, im Kirchengesangbuch und im Rhythmus des Kirchenjahres finde ich Glimmer. An Ostern vor vier Wochen die alten Worte im Gottesdienst: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.
Die 50 Tage von Ostern bis Pfingsten heißen österliche Freudenzeit, und wir sind da noch mittendrin. Ich lasse mich gern immer wieder daran erinnern: Christus ist auferstanden. Das ist die Kurzformel für die Hoffnung: Das Leben ist stärker als der Tod.
Ich will mir das einprägen, ein-reden im besten Sinn des Wortes. Und auch sonst. Ich singe immer wieder unterm Jahr das Osterlied „Christ ist erstanden“. Das ist ein Ohrwurm in meiner Lebensmelodie. Vor allem die zweite Strophe. „Wär er nicht erstanden“ singe ich, wenn ich aufs Fahrrad steige. Wenn ich die Wäsche aufhänge. Auch wenn ich am Grab stehe. Dieser alte Kirchengesang ist mir durch alle Zeiten geblieben. Zuverlässig. Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen… Glaubens-Glimmer.
Es gilt das gesprochene Wort.