Weite gewinnen
Wie die Bilder von den Olympischen Spielen in Paris nachwirken
15.10.2024 06:20

Ein leuchtender Heißluftballon, der mit dem olympischen Feuer über Paris schwebt. Dieses Bild aus dem Sommer hat Symbolkraft.

 

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Was waren das für wundervolle Bilder im Sommer diesen Jahres, als sich im Zentrum von Paris Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt zu den Olympischen und paralympischen Spielen trafen. Ich erinnere mich besonders an den Fackellauf bei den beiden Eröffnungsfeiern. Athletinnen und Athleten reichten das olympische Feuer weiter und trugen es bis zum Fuß des Eifelturms. Dort wartete ein riesiger Heißluftballon. Der Ballon hatte an der Unterseite einen Ring, eine Art Gondel. Daran wurde die olympische Flamme entzündet. Und dann stieg der Ballon auf in den Pariser Nachthimmel. Zauberhaft!
Der Designer Mathieu Lehanneur hat diese Inszenierung entworfen. Er wollte damit dreierlei symbolisieren: Gleichheit, Brüderlichkeit, Freiheit. Der Wahlspruch der Französischen Republik. Die Symmetrie der Fackel symbolisiert die Gleichheit. Der große Ring am Heißluftballon steht für die Brüderlichkeit oder Geschwisterlichkeit. Und der Ballon, der in den Himmel aufsteigt und über Paris schwebt, ist ein Bild für die Freiheit.


Fliegen, Distanzen durch die Luft überwinden und Weite gewinnen ist eine urmenschliche Sehnsucht. Der Heißluftballon mit dem olympischen Feuer über Paris zog viele Menschen in seinen Bann. Ich war fasziniert und angerührt: Da schwebt sie, die Hoffnung auf Freiheit überall in der Welt. Ganz ohne Lärm zu machen. Ein Heißluftballon fährt leise durch die Höhen. Aber man sieht ihn, schaut zu ihm auf und bewundert seine Schönheit.


So könnte die Freiheit einschweben – leicht, leise und schön. Die Freiheit von Argwohn und Hass untereinander. Die Freiheit von Unterdrückung und Gewalt, von Aggression und Krieg. Sie schwebt über uns, wenn wir einander zuhören, voneinander lernen und das Leben miteinander feiern.


Für Freiheit von Krieg gibt es in der Bibel ein Bild, das ebenfalls mit Höhe zu tun hat. Da ist es kein Ballon, sondern der Berg Gottes, zu dem alle Nationen aufschauen und zu ihm kommen. Kein Volk erhebt das Schwert gegen das andere. Sondern sie werden ihre Schwerter zu Pflug-scharen schmieden. Und die Kinder werden den Krieg nicht mehr kennen.


Abgehoben, könnte man sagen. Weit entfernt von der Wirklichkeit. Stimmt. Aber ich glaube, wir brauchen solche Bilder wie den olympischen Heißluftballon über Paris oder den Berg Gottes, an dem alle Völker friedlich zusammenkommen. Sie lassen aufschauen und den Kopf heben. Solche Bilder der Freiheit stehen nicht auf dem Boden der grausamen Tatsachen. Sie schweben. Aber sie sind da. Leise und schön.

Es gilt das gesprochene Wort.

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