Nicht aufhören, an die politischen Gefangenen weltweit zu denken. Nicht aufhören, für sie zu beten.
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Rosa Luxemburg, Dietrich Bonhoeffer und Nelson Mandela, sie und viele andere haben Texte aus dem Gefängnis geschrieben. Unter bedrückenden Umständen, hinter Gittern sind Briefe und Notizen entstanden, die mich zutiefst berühren. Von Sehnsucht nach Leben und Freiheit lässt sich da lesen. Und von einer Unerschütterlichkeit, die auch die dicksten Mauern zu sprengen scheint.
Dietrich Bonhoeffer, der evangelische Theologe schreibt: "Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen." Da saß Bonhoeffer als politischer Gefangener in einem Berliner Gefängnis. 1943.
Seine Worte haben nichts von ihrer Kraft verloren. Jahrzehnte später sprechen manche Kirchengemeinden diesen Satz noch immer und immer wieder neu als Bekenntnis in ihren Gottesdiensten. Eine Notiz trägt weit über ihre eigene Zeit hinaus. Sie berührt von Generation zu Generation.
Nach wie vor ist es nötig, sich solidarisch zu verbinden mit den vielen, die jetzt inhaftiert sind. Heute ist der Tag, der an die Writers in Prison erinnert, an inhaftierte Schriftstellerinnen und Journalisten, ob in Russland, Belarus, China, im Iran oder auf Kuba.
Diktatoren und Tyrannen haben Angst vor der Freiheit der Anderen. "Ich aber habe keine Angst", so hat es der belarussische Philologe Ales Bialiatski gesagt. Zu unsäglichen zehn Jahren Straflager war er verurteilt worden. Sein angebliches Vergehen: Einsatz für die Menschenrechte.
Ich denke an den inhaftierten Petrus in der Bibel. Im Gefängnis bewachten ihn vier Soldaten, die alle sechs Stunden abgelöst wurden. Der damalige Despot wollte Petrus den Prozess machen. Ein Schauprozess. Die kleine Gemeinde der Jesusanhänger hörte nicht auf, für den gefangenen Petrus zu beten.
Die Bibel erzählt: In der Nacht vor dem Prozess habe ein Engel die Zelle betreten. Der ganze Raum sei voller Licht gewesen. Der Engel weckt Petrus und sagt zu ihm: "Steh schnell auf!" Petrus fallen die Ketten von den Handgelenken. Er folgt dem Engel und verlässt die Zelle.
Noch als er an den schlafenden Wachen vorbeigeht, glaubt Petrus zu träumen. Als sich das Eisentor vor ihnen wie von selbst öffnet und die Stadt vor ihnen liegt, ist der Engel verschwunden. Petrus beginnt zu begreifen: Frei bin ich in dieser Nacht!
Gott sendet Boten zum Aufstehen. Ich kann mir eine Bibel, ich kann mir meinen Glauben ohne diese Geschichte vom Wunder der Freiheit nicht vorstellen. Noch immer fallen Türen ins Schloss, werden Menschen in Ketten gelegt, werden ihnen Schlaf und Gesundheit in Lagern und Folterräumen geraubt.
Aber die Würde der Inhaftierten werden sie nicht rauben können. Gott hört nicht auf, Boten der Widerständigkeit und Hoffnung zu senden, die sich selbst von Gefängnistüren nicht aufhalten lassen. Und ich höre nicht auf, Gott darum zu bitten.
Es gilt das gesprochene Wort.