Gedanken zur Woche
Klimagipfel in Paris
04.12.2015 05:35

In der Schöpfungsgeschichte des Alten Testamentes wird erzählt, wie Gott die Welt erschaffen hat und ganz am Ende den Menschen kreiert. Ihn setzt er als Mann und als Frau in den Garten Eden, auf dass sie sich um Pflanzen und Tiere sorgen mögen. Gott selbst macht also den Menschen zum Hüter über die Natur. Eine Erklärung über die genaue Entstehung der Welt ist dieser Mythos nicht. Vielmehr deutet er die Rolle des Menschen im Zusammenspiel mit der Natur. Dankbarkeit drückt die Schöpfungsgeschichte aus, denn Natur sieht sie als Geschenk Gottes. Aber sie formuliert auch die Verantwortung, die daraus erwächst.

 

So richtig klargekommen ist die Menschheit mit dieser verantwortungsvollen Rolle in ihrer Geschichte allerdings noch nicht, jedenfalls nicht nachhaltig. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.

 

Die Erde ist immer mehr zu einer Müllhalde geworden, Bodenschätze werden ohne Rücksicht ausgebeutet, Wasser vergeudet, Kohle, Gas und Öl werden nach wie vor ungebremst verfeuert, um den wirtschaftlichen Fortschritt zu garantieren. Allein in Deutschland wurden im letzten Jahr noch immer über 900 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft geblasen. Solcher Umgang mit der Schöpfung bleibt nicht ohne Folgen: Erderwärmung, Treibhauseffekt, steigende Meeresspiegel und Artensterben sind längst als Konsequenzen bekannt. Und zunehmend spürbar. Die Natur ist aus dem Gleichgewicht geraten, das Klima nachhaltig beschädigt, die Lunge der Welt ein Fall für die Intensivstation.

 

Genau deshalb treffen sich jetzt Vertreter aus insgesamt 192 Ländern zum Klimagipfel in Paris. Sie wollen endlich verbindliche Regeln aufstellen, um den Kollaps des Klimas noch aufzuhalten. Und weil es sich eben nicht nur um wirtschaftspolitische Details handelt, sondern um die allen Menschen gemeinsame Verantwortung für die Schöpfung, gehören zu diesen Delegationen auch Vertreter der Kirchen. Einige von ihnen haben als eine Art Sofortmaßnahme die „Klima-Kollekte“ eingeführt. Da können Menschen aus den Industrienationen ganz direkt über das Internet Verantwortung übernehmen, zum Beispiel für eigene Flugreisen. Die CO2-Emmission wird errechnet und man kann entsprechend der eigenen Emission Geld spenden.

 

Das ist kein moderner Ablasshandel, der den eigenen Energieverbrauch rechtfertigt und mit dem man sich bequem wieder zurücklehnen könnte.

 

Bei dieser besonderen Kollekte steht vielmehr der Gedanke der Kompensation im Vordergrund: Wenn wir unseren Lebensstandard halten und trotzdem die Klimakatastrophe verhindern wollen, muss es einen Ausgleich geben. Mit der Klima-Kollekte stellen dabei diejenigen, die viel CO2 erzeugen, Mittel zur Verfügung. Mit diesen Mitteln werden an anderer Stelle Emissionen mit mindestens der gleichen Klimawirksamkeit vermieden. Insbesondere ärmere Länder wie Indien werden durch Klimaschutzprojekte unterstützt.

Sicherlich ist diese Form der Kollekte nur ein Baustein für eine gemeinsame Verantwortung der Schöpfung gegenüber. Viel wichtiger ist die Einsicht, dass Klimaprobleme nicht länger so weit unten auf der Agenda stehen dürfen. Gerade Christen stehen in der Verantwortung für die Schöpfung und können nicht einfach weitermachen wie bisher. Die eigenen Ansprüche überprüfen: hier und dort die Heizung etwas runter drehen, das Auto immer öfter in der Garage lassen - das ist das eine. Den Menschen in ärmeren Ländern zu einer umweltfreundlichen Energie zu helfen das ist das andere.

 

Deshalb passt dieser Klimagipfel so gut in diese Zeit: Advent ist Neuanfang, Zeit der Umkehr und Buße. Warum nicht gerade zu Weihnachten damit beginnen? Es passt, dass „Brot für die Welt“ und Misereor zu den Gesellschaftern der Klima-Kollekte gehören.

 

Wenn Sie mit mir über die christliche Verantwortung für die Welt sprechen wollen, können sie mich bis 8 Uhr telefonisch erreichen unter der Nummer 030 - 325 321 344. Oder Sie diskutieren mit, auf Facebook unter „deutschlandradio.evangelisch“.