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Die Sendung zum Nachlesen:
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne
Für diese Erde, auf der wir wohnen.
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude,
Ein bisschen Wärme, das wünsch' ich mir.
Heute ist es 41 Jahre her, dass Nicole mit diesem Lied den Grand Prix de la Chanson gewann - der erste Grand Prix-Titel für Deutschland überhaupt. Das Lied ging damals um die Welt.
Ein bisschen Frieden. Damals, 1982, führten Großbritannien und Argentinien Krieg um die Falklandinseln und hierzulande diskutierte man über den NATO-Doppelbeschluss: Es herrschte Kalter Krieg zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion und ihren jeweiligen Militärblöcken, die sowjetischen SS-20 und amerikanischen Pershing II Raketen – jeweils mit atomaren Sprengköpfen - machten vielen Angst.
Ein bisschen Frieden. Heute heißt der Grand Prix längst Eurovision Song Contest. Und heute führt Russland schon über ein Jahr Krieg gegen die Ukraine. Da scheint das Lied nach wie vor aktuell.
Schlager sind selten politisch und eher weltflüchtig, sie suchen und besingen eher die Geborgenheit. Doch Nicole wagte 1982 unter ziemlich unpolitischen Liedern eine politische Botschaft. Zaghaft, tastend und scheinbar unschuldig trug sie ihre Botschaft vor. Die Menschen haben sie verstanden und verstehen sie bis heute. Sie wünschen sich Frieden, damals wie heute. Sie stimmen ein in den Wunsch und suchen den Silberstreif am Horizont. Nicoles Lied formuliert eine Minimalbotschaft vor düsterem Hintergrund und nimmt sich politisch zurück:
Ich weiß, meine Lieder, die ändern nicht viel,
Ich bin nur ein Mädchen, das sagt, was es fühlt.
Das Mädchen, Nicole, singt ihren Wunsch nach Frieden nicht vollmundig. Wahrscheinlich kam gerade das gut an. Als Gefühl und als Wunsch nach zumindest ein wenig Besserung, gegen die ‚Angst vor dem Dunkeln‘ verstehe ich das. Andererseits frage ich mich, ob "ein bisschen Frieden" etwas nützt oder ob das schon damals zu wenig war und auch heute zu wenig ist.
Ein bisschen Frieden hilft der Ukraine nicht weiter, eigentlich hilft es niemandem weiter. Was ist denn ein bisschen Frieden? Waffenstillstand? Redebereitschaft und Verhandlungen? Weder gegenüber Russland noch gegen den Klimawandel helfen fromme Wünsche. Die bedrohte Umwelt und die angegriffene Ukraine brauchen Entscheidungen, die etwas bewegen. Ein bisschen ist manchmal viel zu wenig. Ein bisschen weniger Autofahren oder ein bisschen weniger Heizen hält den Klimawandel nicht auf. Und ein bisschen an den Frieden appellieren stoppt Russland nicht. Die Ukraine braucht echten, verlässlichen und dauerhaften Frieden. Und als Christ hoffe ich auf Shalom, ein Frieden, der Versöhnung und Heil auch für die Schöpfung umfasst.
Aber große Veränderung fangen oft klein an. "Ein bisschen" kann ja auch ein Vorsichtiges Gehen in eine neue Richtung sein. Auch kleine Kurskorrekturen bewirken auf lange Sicht große Änderungen und entscheiden oft über Erfolg und Misserfolg. Ein bisschen kann also auch ganz schön viel sein oder viel bewirken: Wenn jede und jeder ein bisschen zum Frieden beiträgt, wenn jede und jeder anfängt klimabewusster zu handeln. Ein bisschen mehr lächeln, ein bisschen mehr aufeinander zugehen, ein bisschen bewusster einkaufen, usw. "Das bisschen" fällt nicht schwer und kann der Anfang von etwas Neuem sein. Ob es reicht? Ich weiß es nicht! Ich weiß: Ein bisschen ist mehr als nichts. Doch "ein bisschen" kann nur der Anfang sein, nicht das Ziel!
Und es darf ruhig ein bisschen mehr sein.
Es gilt das gesprochene Wort.