Einfach

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Aaron Burden

Einfach
mit Steffen Madloch
17.11.2021 - 06:20
15.09.2021
Steffen Madloch
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Mit dem Beten ist es ja so eine Sache. Manche tun es regelmäßig, jeden Tag. Andere nie. Viele beten in besonderen Situationen. Heute am Buß- und Bettag, da ist das Thema Gebet ja nicht so weit weg. Ein wichtiges Datum, jedenfalls in meinem evangelischen Kalender. Eigentlich schade, finde ich, dass es kein gesetzlicher Feiertag mehr ist. So ein Tag zum Innehalten und zum Nachdenken – der täte uns vielleicht ganz gut.

„Buß- und Bettag“ klingt allerdings nicht wirklich einladend. Ein bisschen verstaubt und freudlos – typisch protestantisch. Oder?

Dabei soll das Beten doch befreien – entlasten – mich öffnen – mich, biblisch gesprochen, sogar aus den Wasserfluten ziehen und über Untiefen tragen.

Wie betet man richtig? Sind das überhaupt Kategorien fürs Beten – richtig oder falsch? Und ich merke – es werden schnell zu viele Fragen, zu viele Gedanken – dabei kann’s doch auch einfach gehen. Wie in der folgenden kleinen Erzählung:

Auf einer Insel lebten drei fromme Frauen. Von nah und fern kamen die Menschen, um mit ihnen zusammen zu sein und zu beten. Eines Tages besuchte sie auch der Bischof. Als sich sein Schiff der Insel näherte, erwarteten ihn am Strand drei ärmliche Gestalten. „Man sagt“, begann der Bischof, „dass ihr Gott schaut. Wie betet ihr zu ihm?“ Die drei sahen sich ratlos an. „Wir beten einfach: Wir sind drei, und du bist drei – steh uns bei!“ Der Bischof war bestürzt. „Nichts sonst? Kein Vaterunser? Kein Rosenkranz? Keine Psalmen?“ So viel Unwissenheit konnte er nicht zulassen, und er fing an, ihnen das Vaterunser Wort für Wort vorzusagen. Als die drei es nachsprechen konnten, verabschiedete sich der Bischof zufrieden. Aber kaum war sein Schiff wieder auf See, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen: Hand in Hand eilten die drei über das Wasser auf ihn zu. Atemlos riefen sie: „Verehrter Herr, wir haben es vergessen! Wie geht es noch weiter nach Geheiligt werde dein Name?“ Ergriffen warf sich der Bischof auf dem Schiff nieder und berührte mit der Stirn die Planken. „Betet so weiter, wie ihr es immer getan habt! Gott hört euch!“ Erleichtert verbeugten sich die drei und gingen beruhigt über die Wellen zurück zu ihrer Insel.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das soll nicht gegen das Vaterunser sprechen. Eher dafür, dass beim Beten manchmal auch wenige Worte genügen. Und dass sie tragen. „Steh uns bei“, zum Beispiel.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

15.09.2021
Steffen Madloch