Drei

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Saad Chaudhry

Drei
von Pfarrer Steffen Madloch
03.05.2023 - 06:20
03.03.2023
von Pfarrer Steffen Madloch
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Aller guten Dinge sind drei! So sagt es ein Sprichwort. Beim dritten Mal wird es klappen, so die tiefe Hoffnung.

 

Drei! Die Zahl begegnet mir immer wieder und sie hat es ja wirklich in sich. In Märchen müssen die Heldenfiguren häufig drei Aufgaben erfüllen. Erst danach dürfen sie mit ihrem Liebsten zusammen sein. In manchen Märchen haben die Beteiligten drei Wünsche frei, die wohlüberlegt eingesetzt werden sollen.

 

Drei Aufgaben, drei Wünsche. Da beginnt es in mir zu arbeiten. Welche drei Aufgaben müsste ich wohl erfüllen, um an mein Ziel zu gelangen? Welche Wünsche würden mir über die Lippen kommen, um tatsächlich ganz befreit leben zu können?

 

Oh, da gäbe es so einiges.

Mir kommt die Geschichte vom Laden in den Sinn, die Gerhard Schöne in Verse gefasst und vertont hat:

War es Traum oder wirklich, als ich in dieser Stadt

irgendwo in Gedanken jenen Laden betrat?

Hinterm Tisch dieser Händler wirkte irgendwie fremd,

verbarg mühsam zwei Flügel unterm lichtweißen Hemd.

Das Regal war bis unter die Decke

voll mit Tüten und Schachteln gestellt,

doch im Dämmerlicht konnt' ich nicht sehen,

was die eine um die andre enthält.

Nun, ich fragte den Händler: „Was verkaufen Sie hier?“

„Alles, was Sie sich wünschen, alles gibt es bei mir.

Das, wonach Sie sich sehnen, was Sie froh machen kann,

was Sie schon nicht mehr hofften, alles biete ich an.“

Oh, wie hab ich mich da vor dem Händler

mit dem Wünscheaufsagen beeilt:

„Sie, ich möchte das Schweigen der Waffen

und die Brötchen viel besser verteilt'.

Mehr Verstand in die Köpfe, aus den Augen die Gier,

Eltern Zeit für die Kinder, Achtung vor jedem Tier.

Helle Zimmer für alle, Arbeit, je nach Talent…“

Als ich Luft holen wollte, sprach er: „Kleinen Moment!

Sicher haben Sie mich falsch verstanden,

wie ich hör, woll'n Sie Früchte von mir.

Ach nein nein, ich verkauf keine Früchte nur die Samen dafür!“ (1)

 

Am dritten Tag lässt Gott Pflanzen, Gräser und Kräuter entstehen. Sie bringen Samen hervor und fruchtbare Bäume wachsen auf der Erde. Die Pflanzen und Bäume tragen Früchte, in denen neuer Same ist.

 

Aller guten Dinge sind drei, so heißt es. Ich glaube - wir haben mehr als drei Wünsche. Das macht es mir schwer die Aufgaben, vor denen ich stehe, zu lösen. Vielleicht sind drei Aufgaben ein guter Anfang.

Und Gott sieht, dass es gut ist. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein dritter Tag.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

(1) Gerhard Schöne, Die sieben Gaben. Lieder im Märchenmantel, Buschfunk 1992, Lied Nr. 1: Der Laden.

03.03.2023
von Pfarrer Steffen Madloch