Fünf

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Geetanjal Khanna

Fünf
von Pfarrer Steffen Madloch
05.05.2023 - 06:20
03.03.2023
von Pfarrer Steffen Madloch
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Hände haben etwas Faszinierendes. 5 Finger bilden mit der Mittelhand und der Handwurzel eine Hand. Hände ermöglichen unendlich viel. Wir können fassen und halten, zugreifen und loslassen, die Hände zu Fäusten ballen und sie den Anderen offen entgegenhalten.

Hände sind unsere Werkzeuge und so vieles mehr. Manchmal reden wir geradezu mit unseren Händen. Du bist mir Willkommen – ausgestreckte offene Hände sind ganz eindeutig. Bleib mir vom Hals – kann ich wunderbar mit den Händen ausdrücken. Ebenso wie: Du kannst mich mal! Oder: Das hast du toll gemacht!

Reichen wir uns die Hände oder greifen wir zu den Waffen? Nach den Erfahrungen des zweiten Weltkriegs und dem Ende des kalten Krieges hätte ich nicht gedacht, dass es noch einmal eine Situation in Europa geben könnte, dass ein Land ein anderes überfällt. Seit 436 Tagen herrscht Krieg in der Ukraine, ausgelöst durch Russlands Angriff am 24. Februar im letzten Jahr. Ich sorge mich um Europas Zukunft. Grenzen dürfen nicht mit Gewalt in Frage gestellt werden und Krieg darf um Gottes Willen nicht sein.

Heute vor 74 Jahren ist der Europarat gegründet worden, vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dem Europarat mit seinem Sitz in Straßburg gehörten bis zum Ausschluss Russlands nach dem Angriff auf die Ukraine 47 Staaten mit 820 Millionen Menschen an. „Der Europarat hat die Aufgabe, einen engeren Zusammenschluss unter seinen Mitgliedern zu verwirklichen.“ So heißt es im Artikel 1 der Satzung. Und ich finde: So soll es auch sein. Es gibt zur Zusammenarbeit in Europa keine Alternative. Ausgestreckte Hände sind nötig und keine geballten Fäuste. Nur so lassen sich Grenzen überwinden.

Und Gott sprach: Es soll das Wasser vom Gewimmel lebender Wesen wimmeln, und Vögel sollen über der Erde fliegen unter der Wölbung des Himmels! Fische und Vögel kennen keine Grenzen, sie zieht es dahin, wo sie das finden, was sie zum Leben brauchen. Oh, was könnten wir alles von ihnen lernen! Der Himmel und die Wasserläufe sind grenzenlos, sie gehen über unsere Länder und Mauern dahin. Flüsse verbinden Landschaften und Länder mit ihren blauen Bändern. Gebe Gott und tun wir alles dafür, dass aus geballten Fäusten wieder offene Hände werden.

Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein fünfter Tag.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

03.03.2023
von Pfarrer Steffen Madloch