Gebetserhörung und Kinderwunsch

Wort zum Tage

Gemeinfrei via Unsplash/ Omar Lopez

Gebetserhörung und Kinderwunsch
mit Pfarrer Florian Ihsen
19.05.2022 - 06:20
13.01.2022
Florian Ihsen
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Ich besuche die Klosterkirche auf der Fraueninsel im Chiemsee. Hinter dem Hochaltar ist das Grab der Seligen Irmengard. Und drum herum: Viele Babyfotos an der Wand, oft mit den Namen dabei: Pauline. Felix. Luca. Ernestine. Ich freu mich an den lachenden Babys, mit rosa, weißen, blauen Mützchen oder mit kahlem Kopf und fünf Haaren drauf. Und auch an den vielen Kerzen, die Eltern hier aufgestellt haben. Dazwischen gibt‘s auch mal ein Bild, das ein Kind gemalt hat: Regenbogen, Sonne und Sterne drüber und dabei steht einfach nur: Danke.

Das Grab der Irmengard ist ein Wallfahrtsort für junge Leute, die Eltern werden wollen und wo es nicht so leicht klappt. Ich hab einen sehr persönlichen Bezug dazu: Meine Großeltern haben ein Baby verloren, und der Arzt hat von weiteren Kindern abgeraten. Bei einem Ausflug auf die Fraueninsel hat meine Großmutter diesen besonderen Ort entdeckt und dort gebetet. Und im Jahr darauf wurde ein gesundes Kind geboren, meine Mutter.

Heiligenverehrung ist mir als evangelischem Menschen eher fremd. Aber wenn ich an diesem Ort stehe, spüre ich doch eine große Kraft, die Kraft der Gebete und der Hoffnungen, die hier zusammenkommen. Eine Kraft, der ich auch mein eigenes Leben verdanke.

Die Bilder von den Babys auf der Fraueninsel erzählen davon, wie Wünsche, Sehnsüchte und Gebete erfüllt wurden.

Was ich an den Bildern nicht sehe, ist: Wie lang der Weg jeweils gedauert hat. Wie viele stille Geburten mussten die Eltern verkraften, wie viele Behandlungen bei Kinderwunschärztinnen und in Fruchtbarkeitskliniken. Das jahrelange Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung.

Dass das Eltern-werden nicht so klappt wie gewünscht, ist oft ein Tabu. Der Weg, Mutter oder Vater zu werden, ist ein Weg im Stillen und Verborgenen. Ein Weg mit Niederlagen, mit Ängsten und mit Tränen.

Bittet, so wird euch gegeben, sagt Jesus, und: klopft an, so wird euch aufgetan. Tja… Nur leider oft nicht so und nicht so schnell, wie man das selbst gerne hätte. Was Jesus da so einfach sagt, das kann ein richtig mühsamer, langer Weg sein. Und: Nicht jedes Gebet wird so erhört, dass man danach ein Foto davon machen kann. Manchen bleibt es verwehrt, Mutter oder Vater zu werden, trotz vieler Gebete. Bittet, so wird euch gegeben. Ja. Doch: Manchmal ist es einfach nur eine Kraft, die gegeben wird: die Kraft, zu ertragen, dass nicht gegeben wird, dass trotz Anklopfen eine Tür verschlossen bleibt. Die Kraft zum Dennoch und zum Weiterleben. 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

13.01.2022
Florian Ihsen