Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Sendung zum Nachlesen
Das Licht scheint in der Finsternis. Ich finde, das ist einer der besten Sätze in der Bibel. Egal, ob jemand an Gott glaubt oder in irgendeiner Religion zuhause ist, das mit dem Licht und der Finsternis verstehen alle. Finster ist es in jedem Leben mal.
Bei mir ist es dann meistens ein Mensch, der Licht in mein Dunkel bringt. Ja, eine „Lichtgestalt“, einfach durch seine oder ihre Nähe. In den alten christlichen Legenden heißen solche Lichtgestalten Heilige. Die Heilige, an die heute gedacht wird, die trägt das Licht sogar in ihrem Namen: Lucia. Die Lichtbringerin, die Leuchtende.
Sie hat vor über 1700 Jahren in Sizilien gelebt. In Syrakus. Eine verfolgte Christin. Zwangsprostituiert. Gefoltert. Getötet.
Aus ihrer dramatischen Geschichte entsteht Ende des 19. Jahrhunderts eine volkstümliche schwedische Tradition. Hier in Deutschland ist sie erst nach und nach bekannt geworden (und nicht nur durch ein großes schwedisches Möbelhaus).
Am Morgen des heutigen Tages verkleidet sich die älteste Tochter einer schwedischen Familie als Lucia. Beziehungsweise als Lussibrud, aus der sizilianischen Lucia wird die Lucien-Braut. Sie trägt ein langes weißes Kleid, einen Kranz auf dem Kopf - mit brennenden Kerzen oder auch LED-Lichtern. So weckt sie nach und nach Mutter, Vater, Geschwister, die ganze Familie, bringt manchmal Frühstück, Plätzchen oder kleine Geschenke. Vor allem jedoch bringt sie das Licht. Als Vorbotin des Weihnachtslichtes.
Das innerfamiliäre Brauchtum hat sich geöffnet. Weißgekleidete Mädchen - wie kleine Bräute - gehen in Schweden durch die Straßen, besuchen Kindergärten, Seniorenheime und singen. Sie haben sich weit entfernt von ihrer Namensgeberin, der Lucia aus Syrakus. Kein Dreck, kein Blut. Alles ganz in Weiß. Unversehrte Weiblichkeit. Aus einer standhaften kämpferischen Frau ist eine niedliche, feine, reine kleine Braut geworden. Weichgespült, ja… - und ich mag das trotzdem! Das Schöne, das diese Lucia bringt - licht und hell. Eine Gegenkraft. Für mich kommt diese Gegenkraft von Gott. Gott hat Lucia gestärkt. In ihren finstersten Momenten. Mit seinem Licht. Und sie hat es weitergetragen. Und wenn ich in der Adventszeit Kerzen anzünde, denke ich daran: Das Licht scheint in der Finsternis – gegen die Finsternis.
Es gilt das gesprochene Wort.