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Über 130 Männer und eine Frau evangelischen Glaubens kommen in den letzten Maitagen 1934 in Wuppertal Barmen zusammen. Tiefe Sorge über die Totalität des NS-Staates, tiefe Sorge um die Zukunft der evangelischen Kirche hat sie hierhergebracht. Die Kirche wurde immer mehr unterwandert vom Geist der Nazis.
Die Menschen in Barmen wollten der giftigen Ideologie Grenzen setzen. Denn was gerade läuft, läuft falsch. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Verhalten, das gelegentlich, „sondern grundsätzlich und in seiner ganzen Breite dem Evangelium (…) widerstreitet.“ So haben damals die Eröffnungsworte in Barmen geklungen.
Am Ende wurden sechs Thesen beschlossen, die als die Barmer Theologische Erklärung Geschichte schreiben – mit der Vorarbeit des Schweizer Theologen Karl Barth. Jede These mit Bibelzitat, einem Bekenntnissatz und einer scharfen Abgrenzung.
Entstanden sind die Thesen in einer Zeit schweren Konflikts. Aber sie bleiben gültig über den Konflikt hinaus. Worauf hat die evangelische Kirche vor allem zu hören? Damit beginnt es. Auf Jesus Christus. Er allein sei das eine Wort Gottes. Darum hätten Christen ihm allein und keinen anderen Mächten ihrer Gegenwart zu vertrauen und zu folgen.
Was lassen sich Christenmenschen sagen? Dass sie Verantwortung in der Welt übernehmen können, weil Christus sie befreit hat. Sie sollen sich für die Welt einsetzen, sich aber nicht von weltlichen Dingen vereinnahmen lassen.
Außerdem: Wer in der Kirche leitet, hat niemals irgendeinen Anspruch auf Herrschaft über andere. Und: Kein Staat kann sich anmaßen, die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens zu sein. Kein Staat hat sich in die Kirche einzumischen. Der Staat ist dazu da, für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche ist dazu da, mit allen Menschen die frohe Botschaft von Gott zu teilen und zu leben.
Die Thesen wurden zum Bekenntnis. Allerdings mit Lücken. Karl Barth und andere haben das oft kritisiert. Was damals in Barmen fehlte, war eine klare Haltung gegen die Menschenverachtung der Nationalsozialisten. Die Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden hatte 1934 längst begonnen. Dazu steht in der Barmer Theologischen Erklärung kein Wort.
Heute, 90 Jahre später sehe ich: Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie gibt zu denken und zu handeln. Erst wird gehetzt, dann wird gejagt. Gewaltige Menschenverachtung tarnt sich auch hinter scheinbar harmlosen Wahlprogrammen. Wer daran arbeitet, Demokratie, so mühsam sie auch manchmal ist, schlecht zu machen und zu vergiften, darf nicht regieren. Jetzt kommt es darauf an, alles zu prüfen und das Gute zu wählen. Für meine Wahl entscheidend ist die Nächstenliebe, die Jesus Christus gelebt hat.
Es gilt das gesprochene Wort.