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Rosen, die in der Kälte blühen
Der Duft der Menschenfreundlichkeit
16.11.2024 06:20

Es gibt Menschen, die verströmen Nächstenliebe so selbstverständlich wie eine Rose ihren Duft. Elisabeth von Thüringen muss so ein Mensch gewesen sein. 
 

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Elisabeth von Thüringen rast mit über 220 km/h durch die Republik. Genau genommen ist es der "ICE Elisabeth von Thüringen"; und das schon seit etwa sieben Jahren. Irgendjemand hat mal gemeint, in diesem ICE würde man aus Mitleid sicherlich kostenfrei mitgenommen werden – ganz im Sinne der barmherzigen Namensgeberin. 
Die historische Elisabeth, ungarische Königstochter und Landgräfin in Thüringen aus dem 13. Jahrhundert, hätte sich wahrscheinlich gegen solchen Kult rund um ihre Person gewehrt. Nicht erst als die Kreuzzüge sie zur jungen Witwe gemacht hatten, aber seitdem besonders wollte die dreifache Mutter so bescheiden und nächstenliebend leben, wie Christus das vorgelebt hat. Sie verzichtete weitgehend auf Besitz und gab alles für Menschen, die verletzt oder erkrankt waren, hungerten oder sterben mussten. 
Elisabeth von Thüringen ging dabei an ihre Grenzen, wurde schwer krank und starb mit kaum 25 Jahren in den Novembertagen des Jahres 1228 in Marburg. Auf manchen Darstellungen liegt eine Krone ihr zu Füßen – als Zeichen ihrer Demut.  
Als Kind habe ich die Legenden geliebt, die sich um Elisabeth ranken. Wie Elisabeth etwa von Engeln ihren Mantel zurückerhält, mit dem sie vorher einen Bettler gekleidet hatte. Eine andere Geschichte erzählt, dass Elisabeth Brot von der Wartburg zu den Ärmsten bringen wollte. Angeblich hatte das ihr Ehemann verboten und kontrollierte den Korb seiner Frau. Aber das Brot hatte sich in Rosen verwandelt. 
Eine Legende -  denn nach anderen Quellen soll die Ehe zwischen Elisabeth und ihrem Mann Ludwig sehr herzlich und liebevoll gewesen sein. Erst als die Zeit der Kinderbücher vorbei war, habe ich erfahren, dass die Legende vom Rosenwunder auch über andere Frauen erzählt wurde. Es gibt mehr als eine Frau, die den Duft der Menschenfreundlichkeit an sich trägt. 
Heute weiß ich, dass vieles im Leben der Elisabeth von Thüringen alles andere als rosig war. Exzessive Gewalt muss eine furchtbare Rolle gespielt haben. Elisabeths Beichtvater Konrad von Marburg war ein scharfer Ketzerverfolger. Vor seinem Glaubenseifer blieb auch Elisabeth nicht verschont.  Alles andere als rosig war die Zeit von Elisabeth durch Lepra und Hunger. Ganz zu schweigen von den Familienkonflikten voller Gier und Geiz, denen Elisabeth zu entkommen versuchte. 
Elisabeth hatte offenbar eine Fähigkeit zu Liebe und Mitgefühl, die haltbarer und hoffnungsvoller war als die Gewalt ihrer Zeit. Diese Liebe hat sie nicht für sich behalten. So wie eine Rose auch den Duft nicht für sich behalten kann. 
Sehe oder rieche ich heute Rosen, denke ich an die wohl ausgesprochen schöne Elisabeth. Einen Augenblick nur. Manche Menschen sind mehr Eisblume als duftende Rose. Andere brauchen ihre Dornen zum Schutz. Jede Rose sagt mir: Ganz gleich, was dir in deinem Leben blüht: Sei du selbst die Rose, die in der Kälte zur Freude anderer Menschen blüht. Es ist deine Entscheidung

Es gilt das gesprochene Wort.

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