Sendung zum Nachhören
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Heute hätten wir in der Gedächtniskirche in Berlin einen Gottesdienst zum Gedenken an das Kriegsende gefeiert. Und am Abend hätte es ein großes Konzert mit Musik aus Frankreich, England, Amerika, Russland und Polen geben sollen. Das waren unsere Planungen für diesen Feiertag an der Berliner Gedächtniskirche. Sie mussten wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nun findet alles, wie so viele andere Gedenkveranstaltungen in diesem besonderen Jahr, in sehr kleinem Rahmen statt. Auch der Staatsakt zum „Tag der Befreiung“ ist abgesagt worden
Natürlich hängt das Gedenken an das Ende des 2. Weltkriegs und des nationalsozialistischen Regimes nicht allein an Jahrestagen. Aber so besondere Jahrestage wie der 75. machen bewusst, dass die Zeit der Zeitzeugen unwiderruflich dem Ende entgegen geht. Die Menschen, die das sogenannte Dritte Reich noch bewusst, als Jugendliche und junge Erwachsene miterlebt haben, sind heute alle hochbetagt. Selbst wenn die Feiern im nächsten Jahr nachgeholt werden sollten, werden bis dahin wieder einige von ihnen gestorben sein. Und den 80. Jahrestag des Kriegsendes werden wir weitgehend ohne sie begehen müssen.
Die Gedächtniskirche als Mahnmal gegen den Krieg und als Zeichen für Frieden und Versöhnung wird deswegen als Zeitzeugin aus Stein immer wichtiger. Im November 1943 wurde sie bei Bombenangriffen zerstört. In die Silhouette der Stadt ragt ihr schroff abgebrochener alter Turm immer noch hinein, gut sichtbar aus allen Himmelsrichtungen. Gerade gegen die sie umgebenden Neubauten setzt sie einen nachdenklichen Kontrapunkt. Er steht dort heute noch genau so, wie er am 8. Mai 1945 stand, an diesem schönen Tag, als endlich Frieden war. Auch, wenn der Wiederaufbau der deutschen Städte längst abgeschlossen ist – mit der Zerstörung, die der Krieg angerichtet hat, leben wir, bis heute. Nicht nur diejenigen, die ihn miterlebt haben, sondern auch die Nachgeborenen.
Die Gedächtniskirche in Berlin ist eine Zeitzeugin aus Stein. Ihre Botschaft ist einfach und unmissverständlich: Krieg und Gewalt bringen nichts als Leid und Zerstörung. Diese Zeitzeugin spricht jeden Tag davon.
Es gilt das gesprochene Wort.